LidlFinal4
Patrick Wiencek: „Pokal ist Pokal, da kann alles passieren“

Foto: Klahn
Nach 13 Jahren und 16 Titeln beim THW Kiel beendet der Kreisläufer seine Karriere nach dieser Saison – das Lidl Final4 wird auch daher zum Familientreffen.
Wann haben Sie entschieden, dass diese Saison Ihre letzte sein wird?
Patrick Wiencek: Eigentlich erst im Januar, im Familienurlaub. Ich hatte mir im November, Dezember noch Gedanken gemacht, ob ich irgendwo weiterspielen soll. Handball ist mein Leben, deswegen ist mir diese Entscheidung alles andere als leichtgefallen. Aber ich wollte mit meiner Familie auch in Kiel bleiben nach diesen tollen 13 Jahren. Wir haben uns immer wohl gefühlt hier, und ich bin ja auch schon 36.
Sie kamen 2012 zum THW. Hängt diese lange Zeit auch mit der Konstanz auf der Trainerbank zusammen? Sie hatten in 13 Jahren nur zwei Trainer.
Patrick Wiencek: Ich bin ein Familienmensch und ich bin jemand, der gerne Kontinuität hat. Und beides spiegelt sich beim THW Kiel wider – auch auf der Trainerbank. Das hat mir immer gefallen. Wenn ich den heutigen Fußball sehe, wo Fünf-Jahres-Verträge unterschrieben werden und der Spieler nach einem Jahr geht, weil viel Geld auf den Tisch gelegt wird, finde ich das ganz schlimm für den Sport. Der THW Kiel macht vor, dass es anders geht.

Bilden seit Jahren den Innenblock des THW: Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler
Der THW tanzt aktuell noch auf drei Hochzeiten – Liga, Pokal und European League. Welchen Titel würden Sie zum Abschied am liebsten gewinnen, oder gleich alle drei?
Patrick Wiencek: Wir müssen bescheiden sein. In der letzten Saison lief es überhaupt nicht gut, da haben wir nichts gewonnen. Jetzt läuft es besser, auch wenn wir in der Liga wieder einige Spiele verloren haben, die man nicht verlieren darf. Ich freue mich riesig, dass wir es endlich nach Köln geschafft und so eine Möglichkeit auf den Pokalsieg haben – zumal unser Weg zum Lidl Final4 ein richtig schwieriger war.
Als Kind des Ruhrpotts ist das Final4 fast ein Heimspiel, oder?
Patrick Wiencek: Ja, viele Freunde und Familienmitglieder werden kommen – und ich freue mich richtig auf dieses Turnier. Ich habe besondere Beziehungen zu Köln, unter anderem, weil ich meine Frau dort kennenlernte.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, den Pott zu holen?
Patrick Wiencek: Pokal ist Pokal, da kann alles passieren. In den letzten zwei Jahren war der DHB-Pokal-Wettbewerb nicht unbedingt unser Freund. Gegen Magdeburg kann man verlieren, aber das Aus zuhause gegen Wetzlar im Vorjahr hat richtig wehgetan. Da haben wir gleich zu Anfang der Saison eine Titelchance weggeworfen. Deswegen sollten wir jetzt auch Demut an den Tag legen und uns freuen, dass wir in Köln dabei sind. Den Rest werden wir sehen.
Wie groß ist Ihre Vorfreude auf die „weiße Wand“ von THW-Fans in Köln?
Patrick Wiencek: Wenn du in einer ausverkauften LANXESS arena spielst, sind das die Momente, für die du als Handballer lebst. Wir kennen diese vier Fanlager in Köln ja aus der Champions League – und ich bin mir sicher, dass wir wieder eine unglaubliche Unterstützung von der weißen Wand bekommen. Das beflügelt dich ungemein.
Haben Sie sich schon Gedanken über ihr letztes Spiel im THW-Trikot gemacht?
Patrick Wiencek: Ich wurde häufiger gefragt und ich habe mr auch Gedanken gemacht, aber ich will das eigentlich von mir wegschieben. Ich werde so schon vor jedem Heimspiel emotional, wenn dieses Schiffshorn ertönt – daher will ich mir das letzte Mal jetzt noch gar nicht ausmalen. Vorher gibt es ja auch noch einiges an Aufgaben – und vielleicht auch zu gewinnen.