2. HBL
Hagen und Nordhorn teilen sich die Punkte
VfL Eintracht Hagen vs. HSG Nordhorn-Lingen - Game Highlights
Meyrich
Punktgewinn? Punktverlust? Es gibt Argumente für beide Sichtweisen. Aber vor allem ist das 28:28 (16:16)-Unentschieden des VfL Eintracht Hagen gegen die HSG Nordhorn-Lingen vom Freitagabend ein Ergebnis, das der Leistung beider Teams gerecht wird. Handball-Dramatik pur vor 1.165 begeisterten Zuschauern in der Ischelandhalle.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sich beide Teams defensiv zurechtfanden. Sechs Treffer (3:3) in den ersten zweieinhalb Minuten - es war ein munteres Rauf und Runter vor gut gefüllten Rängen. Beim 6:4 war der Gast erstmals mit zwei Treffern vorne, die Eintracht hielt vor allem in Person des unermüdlich die HSG-Nahtstellen anlaufenden Pouya Norouzi dagegen.
Gleichwohl manifestierte sich allmählich der Eindruck, dass Nordhorn kompakter agierte, gut ins Tempo und auch ein ums andere Mal den Weg über den Kreis (Mika Sajenev) fand. Beim 6:9 (14.) bat Pavel Prokopec so zu ersten Auszeit, wechselte beide Außen und mahnte vor allem einen besseren Rückzug an.
Aber: Nordhorn blieb am Drücker, baute seine Führung aus, während die Eintracht die frühe zweite Zeitstrafe gegen Tilman Pröhl hinnehmen musste. Eine gefährliche Phase für Grün-Gelb (6:11/16.). Die Nordhorner Leichtigkeit und Kompaktheit - sie ging der Eintracht, die sich fast jeden Treffer hart erarbeiten musste, bis dato ab.
Doch die Hausherren stabilisierten sich. Eine höhere HSG-Fehlerquote auf der einen, gedankenschnellere Hagener auf der anderen Seite. Dazu mehrere Bochmann-Paraden. Und eine erfolgreiche Kempa-Co-Produktion zwischen Pierre Busch und Pouya Norouzi - mit einem 4:0-Lauf schaffte die Eintracht den 13:13-Ausgleich, Max Öhler und Josip Jukic verpassten frei vor Kristian van der Merwe gar die 14:13-Führung. In die Pause ging es nach einer bisweilen wilden Schlussphase mit sehr vielen 50:50-Entscheidungen leistungsgerecht 16:16-Unentschieden.
Nach Wiederanpfiff blieb es intensiv. Aber auch zerfahren. Beide Mannschaften taten sich zunehmend schwer, spielerisch Chancen zu kreieren. Immer wieder ging es stattdessen beidseitig in den Infight. Über 18:18, 19:19 und 20:20 setzte sich die inzwischen zu einem reinen Kampfspiel mutierte Partie völlig ausgeglichen fort. Erst beim 20:22 führte Nordhorn wieder mit zwei Treffern. Der unermüdliche Pouya Norouzi mit seinem inzwischen siebten Treffer markierte per Gegenstoß postwendend den 23:23-Ausgleich (45.).
Die Schlussviertelstunde: Was Pouya Norouzi für die Eintracht, war Frieder Bandlow an diesem Abend für den Gast. Viel Tiefe hatte der Rückraumrechte in seinen Aktionen plus effiziente Schlagwürfe. Und die Eintracht? - Versuchte es nach ihrer zweiten Auszeit nach 2-Tore-Rückstand mit zwei Linkshändern (Jan-Lars Gaubatz, Luca Richter) im Rückraum.
Dennoch schlug das Pendel nun wieder in Richtung HSG aus. Sajenevs „Abstaubertor“ zum 23:26 war die erste 3-Tore-Führung seit längerem für den Gast. Sollte da ein Hauch von Vorentscheidung durch die „Ische“ wehen? - Von wegen. Der eingewechselte Maurice Paske im Tor parierte gleich zweimal stark, Gegenstoß Tilman Pröhl. Ausgleich zum 26:26. Knapp acht Minuten noch.
Und es ging weiter Schlag auf Schlag. Rote Karte Tilman Pröhl nach der dritten Zeitstrafe, gefolgt von Bandlows Fehlwurf vom Siebenmeterpunkt neben das Tor. Blockstark die Nordhorner Abwehr, die die Eintracht immer wieder ins Zeitspiel zwang. Auf der Gegenseite die nächste Paske-Parade, diesmal gegen den Ex-Hagener Maximilian Lux.
Das Kampfspiel war inzwischen auch ein Nervenspiel geworden, das beim 28:28 92 Sekunden vor dem Ende das letzte Teamtimeout des Abends sah, das dem Gast gehörte. Nach Sajenevs glockenfreiem „Lattenkracher“ hatte die Eintracht noch 60 Sekunden Zeit. Der wichtigste Angriff des Abends. Die Eintracht im Zeitspiel. Timeout durch die Referees zwölf Sekunden vor dem Ende. Luka Sokolic kassierte einigermaßen unnötig wegen eines Abstandsvergehens eine Zeitstrafe. Damit war das passive Vorwarnzeichen aufgehoben, die Eintracht hatte noch zehn Sekunden Zeit. Doch Pouya Norouzis finaler Wurf strich hauchzart am linken Pfosten des HSG-Tores vorbei. Abpfiff. Durchatmen. Beifall für beide Mannschaften.