50 Jahre DHB-Pokal
50 Jahre DHB-Pokal: Das Sieger-Gen des Heiner Brand

Fotos: Horstmüller
Handball-Legende Heiner Brand hat eine ganz besondere Beziehung zum Pokalwettbewerb. Wann immer Brand mit dem VfL Gummersbach das Finale um den DHB-Pokal erreichte, holte er auch den Titel. Schon in seiner Zeit wuchs der Stellenwert des noch jungen Wettbewerbs.
Heiner Brand war ernüchtert, als er am 10. Juni 1977 das Spielfeld der Westfalenhalle betrat. Dortmund: Damit assoziierte der Abwehrchef des VfL Gummersbach eigentlich rauschende Feste, im Europapokal war er schon von 13.000 Fans gefeiert worden. Nun sah er auf leere Sitzschalen. Nur 1.800 Fans verloren sich im riesigen Rund.
Dabei ging es um einen Titel, der VfL stritt mit dem TV Hüttenberg um den Titel des Pokalsiegers. „Aber der Wettbewerb hatte damals noch nicht die große Bedeutung“, erinnert sich Brand. VfL-Manager Eugen Haas nahm ihn aber wichtig: „Das ist unsere große Chance, doch wieder ins große internationale Geschäft einsteigen zu können.“

Heiner Brand und die leere Halle
Motiviert waren Joachim Deckarm, Erhard Wunderlich & Co. trotz der gähnenden Leere auf den Rängen. „Es war ein Finale. Und das war immer eine besondere Herausforderung“, sagt Brand. Das klingt nach einer Floskel des Handballs. Aber der Mann, der als Spieler und als Trainer Weltmeister werden sollte, verkörperte wie kein anderer den Willen, ein solches Endspiel auch zu gewinnen.
Jedenfalls zogen die Blau-Weißen durch und gewannen mit 16:14 (6:6)-Toren gegen die Mittelhessen. Sein Team sei an derartige Drucksituationen gewöhnt gewesen, sagt Brand. Seitdem er sich 1972 einen Stammplatz beim VfL erkämpft hatte, hatte er sämtliche Endspiele um die Deutsche Meisterschaft gewonnen, viermal in Folge, von 1973 bis 1976. „Wir wussten, was man dann zu tun hatte“, brummt Brand.

Heiner Brand nach dem DHB-Pokalsieg 1983
Im folgenden Jahr 1978 verteidigte Brand mit dem VfL die Silbertrophäe, wieder gegen Hüttenberg (14:11), diesmal in Gießen vor ausverkauftem Haus (3.000 Fans). Dabei hatte der VfL, wie Brand zuvor angemerkt hatte, den Pokalwettbewerb nur „so mitlaufen lassen“. Und auch in den Jahren 1982 (18:19 und 18:12 gegen Großwallstadt) und 1983 (14:15 und 23:16 gegen Essen) siegte der Mann mit dem Sieger-Gen – eine Wortschöpfung, die indes erst später geläufig wurde. Selbst am fünften Pokalsieg des VfL im Jahre 1985 war Brand als Co-Trainer beteiligt.
Als Chefcoach konnte er den Pokal ebenfalls einmal in die Höhe stemmen, das war 1993 mit der SG Wallau-Massenheim, im neuen Format in Frankfurt. „Erst mit diesen Final Four-Turnieren war die Aufmerksamkeit für den DHB-Pokal größer geworden“, sagt der 72-Jährige, der als Spieler also ein veritables Kunststück der deutschen Handballgeschichte schuf: Er gewann jedes verdammte nationale Endspiel, in dem er stand. Selbst dann, wenn die Kulisse nicht zur Motivation beitrug, so wie an jenem tristen Tag 1977 in der Dortmunder Westfalenhalle.

Heiner Brand und Co. nach dem DHB-Pokalsieg 1983