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Finalpremiere: Erstmals stehen sich Melsungen und Kiel in einem Pokal-Endspiel gegenüber

Foto: Schulze
Der Rekordpokalsieger aus dem hohen Norden kann seinen 13. Titel feiern, die Nordhessen ihren ersten. Im Finale des Lidl Final4 treffen in Köln zudem die beiden besten Torhüter der Liga aufeinander, beide Teams stehen sich zum fünften Mal in dieser Saison gegenüber.
Finale: THW Kiel vs. MT Melsungen (15.35 Uhr, live bei Dyn und ARD)
Zum ersten Mal in der nun 50-jährigen Geschichte des DHB-Pokals stehen sich am Sonntag (Anwurf 15.35 Uhr, live bei Dyn und in der ARD) der THW Kiel und die MT Melsungen gegenüber. Diese Konstellation gab es noch nie, obwohl beide Vereine insgesamt 19 Pokal-Final-Teilnahmen inklusive 2025 vereinen.
Die MT Melsungen ist beim Lidl Final 4 2025 der achte unterschiedliche Endspielgegner für den THW Kiel im 16. Endspiel der Zebras, die zuletzt 2019 und 2022 jeweils gegen den SC Magdeburg im Finale standen und diese auch beide gewannen. In Hamburg verlor der THW nur ein Finale, 2005 gegen die SG Flensburg-Handewitt. In der Hansestadt feierte Kiel 1998 auch den ersten von zwölf Pokalsiegen – keine Mannschaft hat diesen Wettbewerb häufiger gewonnen.
In Köln ist der THW im Gegensatz zur MT zum ersten Mal am Start – für Melsungen ist es das zweite Finale in Folge in der LANXESS arena nach dem deutlichen 19:30 im Vorjahr gegen den SC Magdeburg. 2021 unterlag die MT in Hamburg im ersten Pokalfinale der Vereinsgeschichte gegen den TBV Lemgo mit 24:28. Somit können die Nordhessen am Sonntag den ersten nationalen Titel gewinnen.
Der Pokalsieger qualifiziert sich für die European League – sollte sich der Titelträger allerdings über die Liga als Meister oder Vizemeister für die Champions League qualifizieren, steht der Finalverlierer im Europapokal. Sollte auch der Finalverlierer sich für Champions League oder European League über die HBL qualifizieren, geht der freie Europapokalplatz an den Ligafünften.
Das Endspiel des Lidl Final 4 ist bereits das fünfte Duell beider Finalisten in dieser Saison: In der DAIKIN HBL gewann Melsungen beide Partien (25:21 in Kiel, 27:22 in Kassel), in der Hauptrunde der European League gab es ein 26:26 in Kassel und einen deutlichen 35:24-Erfolg des THW in heimischer Halle. In bislang 39 HBL-Partien steht es nach Siegen 31:7 für den THW, der allerdings die letzten vier Duelle nicht gewinnen konnte (ein Remis, drei Niederlagen).
In der aktuellen DAIKIN HBL-Tabelle liegt die MT als Zweiter vier Punkte vor den viertplatzierten Kielern. In der European League haben beide Teams das Viertelfinale erreicht – Melsungen trifft auf Bidasoa Irun aus Spanien, Kiel auf Limoges Handball aus Frankreich.
Auch wenn sich beide Teams noch nie in einem Finale gegenüberstanden, trafen die Trainer Filip Jicha (Kiel) und Roberto Parrondo Garcia (Melsungen) bereits in zwei Endspielen aufeinander, wenn auch als Spieler: in den Champions-League-Finals der Jahre 2008 und 2009, die Parrondo mit seinem damaligen spanischen Klub Ciudad Real beide gegen Jichas THW für sich entschied.
Auf dem Weg nach Köln setzte sich der THW Kiel gegen den HSVH Hamburg (30:27), Titelverteidiger SC Magdeburg (29:28) und den VfL Gummersbach (36:33) durch. Im Halbfinale am Samstag gegen die Rhein-Neckar Löwen mussten die Zebras in die Verlängerung, ehe das 32:31 (14:17, 28:28) feststand. Bester Werfer des THW im Halbfinale war Emil Madsen mit elf Treffern – mit insgesamt 33 Toren führt der dänische Weltmeister gemeinsam mit Ivan Martinovic (Löwen) auch die Torschützenliste des diesjährigen DHB-Pokal-Wettbewerbs an.
Als letztjähriger Finalist übersprang die MT Melsungen die erste Pokalrunde, hatte dann im Achtelfinale einige Mühe mit dem Zweitligisten TuSem Essen (32:27), ehe die MT im Topduell des Viertelfinales 30:28 gegen die SG Flensburg-Handewitt gewann. Im Halbfinale hatte Melsungen am Samstag einiges an Widerstand des Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten zu brechen, bis das 31:27 (15:14) eingetütet war. Bester Werfer war der Spanier Eric Balenciaga mit sechs Toren.
Das Finale ist das letzte DHB-Pokalspiel für Kiels Kreisläufer Patrick Wiencek, der im Halbfinale viermal erfolgreich und zudem emotionaler Leader seines Teams gegen die Löwen war. Nach dieser Saison beendet er seine Karriere – mit einem Sieg über Melsungen könnte Wiencek zum fünften Mal nach 2013, 2017, 2019 und 2022 feiern. Sein Trainer Filip Jicha würde im Falle des Sieges zum achten Mal die Trophäe nach oben reißen, fünfmal tat er das als THW-Spieler, je einmal als Trainer und Co-Trainer.
Bei der MT könnte der 44-jährige Carsten Lichtlein zum ersten Mal Pokalsieger werden – der Melsunger Torwarttrainer sprang für den erkrankten Adam Morawski ein und bildet mit Nebojsa Simic das Torwartduo. Apropos Torhüter: Im Finale treffen die beiden besten Schlussmänner der DAIKIN HBL aufeinander: Andreas Wolff (THW) steht bei 246 Paraden, Simic hat 231 Würfe abgewehrt.
Beide Teams müssen beim Lidl Final4 auf einige verletzte Stammspieler verzichten. Bei Kiel fehlen unter anderem Nikola Bilyk und Harald Reinkind, bei Melsungen neben Morawski unter anderem Aaron Mensing und Mohamed Darmoul.
Spiel um Platz drei: Rhein-Neckar Löwen vs. HBW Balingen-Weilstetten (12:45 Uhr, live bei Dyn)
Baden gegen Württemberg heißt es im Spiel um Platz drei. Nach den kräftezehrenden Halbfinalniederlagen geht es für beide Teams darum, schnellstmöglich zu regenerieren und den Kopf frei zu bekommen. Der Lohn für den Sieger dieser Partie: in der DHB-Pokal-Saison 2025/26 steigt er erst im Achtelfinale ein.
In der HBL-Statistik liegen die Löwen mit 26:2 Siegen in 29 Duellen mit den „Galliern von der Alb“ klar vorne, den letzten Balinger Sieg gab es 2021. Eine spannende Konstellation ist die Partie für Robert Timmermeister – nach seiner Ausleihe nach Balingen-Weilstetten kehrt er nach dieser Saison zu seinem Stammverein Rhein-Neckar Löwen zurück.
In den Halbfinals standen vor allem die Torhüter beider Teams im Fokus: David Späth (Löwen) wehrte 15 Würfe ab, Mateusz Kornecki (HBW) zehn. Rückschlag für die Löwen war im Halbfinale gegen den THW die frühe Fuß-Verletzung von Ivan Martinovic. Während die Löwen zum zweiten Mal nach dem Pokalsieg 2023 in Köln am Start sind und ihr insgesamt 13. Final4 spielen, ist es die Premiere für Balingen-Weilstetten, die als erster Zweitligist überhaupt seit 1998 im Halbfinale standen.