HBL GmbH
„Never Stop“ – die neue HBL-Serie: Auftakt mit Gummersbachs Kapitän Julian Köster

Wo und wie haben die großen Stars der Liga mit dem Handball angefangen? Wo liegen ihre Wurzeln, was treibt sie an und wie haben sie es in die „stärkste Liga der Welt“ geschafft? Diesen Fragen geht „Never Stop“ nach, die neue Serie der DAIKIN HBL. Den Auftakt macht Julian Köster, Kapitän des VfL Gummersbach und Olympiasilber-Gewinner von Paris 2024.
Der 24-Jährige ist seit seinem Nationalmannschaftsdebüt im November 2021 einer der Shooting-Stars des deutschen Handballs, neben Renars Uscins, Juri Knorr oder David Späth, mit denen er im August in Paris auf dem Treppchen stand. Seit vier Jahren spielt der Rheinländer beim VfL Gummersbach, wurde noch als Zweitligaspieler Nationalspieler, war entscheidend an der Rückkehr des VfL in die DAIKN HBL beteiligt und ist mittlerweile Kapitän der Oberbergischen.
Seine handballerischen und familiären Wurzeln liegen ganz in der Nachbarschaft, denn Julian Köster begann seine Handballkarriere in Brauweiler, einem Vorort von Köln. „Meine Eltern haben beide Handball gespielt, dementsprechend war es naheliegend, dass meine Geschwister und ich auch damit anfangen. Als ich startete, war ich so vier oder fünf Jahre alt. Von klein auf bei den Bambinis oder Minis habe ich beim TuS Schwarz-Weiß Brauweiler alles durchlaufen“, sagt Köster. Sein Bruder Moritz saß immer auf der Tribüne, wenn Julian spielte – und umgekehrt. Dass Julian Köster einmal Nationalspieler werden würde, konnte damals noch niemand ahnen. Aber der Start im Verein war der gleiche wie bei tausenden anderen jungen Nachwuchshandballern:

„Man fängt an, weil einem Handball Spaß macht, weil man es mit Freunden spielen kann, weil man neue Jungs kennenlernt, die dann zu Freunden werden. Das ist einfach etwas Schönes - neben den Siegen und Niederlagen, die der Handball mit sich bringt“, blickt der 24-Jährige zurück. Das Talent des damals schon großgewachsenen Rückraumspielers wurde schnell erkannt – nachdem er als 15-Jähriger für die Kreisauswahl nominiert wurde, kam Bayer Dormagen auf Julian Köster zu. „In Brauweiler ging es damals nicht mehr weiter. Ich hätte aus der C-Jugend direkt in die A-Jugend beim Nachbarverein Königsdorf gehen können. Alternative war, ich versuche wirklich diesen Sprung in Richtung Leistungshandball und da hatte ich Bock drauf. Und so ist es ja letztendlich geschehen.“
In Dormagen ging es dann weiter steil bergauf – aus der Jugend wurde der damals 18-Jährige dann direkt in den Zweitligakader befördert, parallel wurde er Jugend-Nationalspieler unter Erik Wudtke, der ihn schon in der Verbandsauswahl trainiert hatte. Größter Erfolg war die Silbermedaille bei der U19-WM, wo Köster als bester Abwehrspieler sogar ins Allstar-Team gewählt wurde.
Und schon zu dieser Zeit hatte Dormagens Nachbar VfL Gummersbach ein Auge auf das Talent geworfen, nach zwei Jahren 2. Liga in Dormagen wechselte Julian Köster schließlich als 20-Jähriger zum VfL. „Unser damaliger Trainer Torge Greve hat irgendwann gesagt: Da in Dormagen ist einer, den sollten wir uns unbedingt mal anschauen. Und dann haben wir Julian über mehrere Wochen und Monate beobachtet und haben irgendwann gesagt okay, aus dem kann wahrscheinlich mal was werden“, blickt VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler zurück: „Aber da konnten wir nicht wissen, dass diese Karriere so schnell in diese Richtung verläuft.“

Unter dem neuen Trainer Gudjon Valur Sigurdsson wurde Köster gleich zum Leistungsträger, in der zweiten gemeinsamen Saison stieg der VfL souverän in die HBL auf – und die Saison 2021/22 markierte auch den größten Sprung von Köster: Am 5. November 2021 bei einem Testspiel gegen Portugal in Luxemburg stand er erstmals für die Männer-Nationalmannschaft auf dem Feld – als erster Zweitligaspieler nach Christian Zeitz (damals Kronau/Östringen). Zwei Monate später spielte Köster sein erstes großes Turnier, wurde bei der EM 2022 mit 18 Treffern gleich zweitbester Werfer der DHB-Auswahl. Seitdem hat der Gummersbacher alle Turniere gespielt, inklusive Heim-EM im Januar und Olympia im Sommer.
„Olympische Spiele sind was ganz, ganz Besonderes. Ich habe als kleiner Junge immer davon geträumt, dass ich es irgendwie mal da hinschaffe. Das war natürlich ein großer Traum für mich. Aber nach dem Finale habe ich immer noch ein bisschen gemischte Gefühle, muss ich ehrlich sagen. Aber trotzdem bin ich sehr stolz, dass wir was aus Paris mitnehmen konnten.“ Natürlich hat man auch in Gummersbach mit Köster mitgefiebert: „Julian kam natürlich sehr, sehr glücklich zurück mit seiner Medaille um den Hals. Und das erfüllt uns als Verein natürlich auch mit Stolz. Das gibt ihm natürlich viel Selbstvertrauen, zeigt aber auch, dass der VfL Gummersbach interessant ist für Spieler seines Kalibers“, sagt Geschäftsführer Christoph Schindler.
Seit der Saison 2022/23 ist Köster auch VfL-Kapitän – für ihn eine ganz besondere Ehre und Aufgabe: „Wenn man mal schaut, wer alles diese Kapitänsbinde tragen durfte: da sind schon ein paar große Namen dabei. Und sich da einreihen zu dürfen, macht einen auch ein bisschen stolz.“ Dass Köster definitiv ein Führungsspieler ist, einer, der gerne Verantwortung übernimmt, macht ihn auch für Christoph Schindler so besonders: „Auch neben dem Spielfeld ist er einfach reifer, als normale Spieler in dem Alter sind. Julian ist extrem klar im Kopf. Er hat immer die Mitspieler und auch den Verein im Fokus.“ Um noch fitter und leistungsfähiger zu werden, setzt Köster auch auf neuronales Training. „Ich erhoffe mir, dass ich vielleicht noch so ein, zwei Prozentpunkte herauskitzeln kann in Sachen Leistung. Es geht um die schnellere Wahrnehmung auf dem Handballfeld und wie man damit vielleicht auch noch mal ein bisschen erfolgreicher wird.“
Seine Ziele hat er dabei klar umrissen: „Wir sind mit dem VfL Gummersbach noch in allen Wettbewerben vertreten - Bundesliga, DHB-Pokal und European League. Da möchte ich überall sehr, sehr weit kommen und mit der Nationalmannschaft steht im Januar die nächste Weltmeisterschaft an, und da hoffe ich, dass wir an unsere Leistungen aus dem Sommer anknüpfen können.“
Fotos: VfL Gummersbach, TSV Hannover-Burgdorf, Wolf