HBL
Überraschung zum Auftakt: Wetzlar verteidigt einen Punkt gegen den Favoriten aus Flensburg
HSG Wetzlar vs. SG Flensburg-Handewitt - Game Highlights
Foto: Jenniver Röczey
Auch wenn der letzte Wurf nur haarscharf am Pfosten vorbeizischte, rissen alle Fans der HSG Wetzlar am Samstagabend jubelnd die Arme hoch. Auf der Anzeigetafel der Buderus Arena leuchtete ein 33:33-Endstand gegen die SG Flensburg-Handewitt. Ein Riesenerfolg für die Grün-Weißen gegen den Meisterschaftskandidaten aus dem hohen Norden.
Schon zu Beginn sprühte die HSG nur so vor Spielfreude. Nach dem 2:4-Rückstand (7.) legten die Gastgeber einen 6:0-Lauf hin. Anadin Suljakovic im Tor parierte einige Bälle, im Angriff nahmen die Wetzlarer die Deckung des amtierenden Europa-League-Siegers förmlich auseinander. Beim 12:9 durch Stefan Cavor in der 19. Minute lagen immer noch drei Tore zwischen beiden Teams. Danach taten sich die Mittelhessen jedoch vorne zusehends schwerer, so dass der Favorit nach und nach das Zepter in die Hand nahm und durch den elffachen Torschützen Emil Jakobsen zum 16:15-Pausenstand traf.
Nach Wiederbeginn erlaubte sich Wetzlar eine kurze Schwächephase, in der Flensburg erstmals in dieser Partie etwas deutlicher davonzog. Mit 19:15 führte der Favorit und es schien so, als würde die Partie nun die Richtung nehmen, die viele im Vorfeld erwartet hatten. Doch die HSG ließ sich nicht abschütteln. Trainer Momir Ilic nahm eine Auszeit und ordnete seine Mannschaft neu, die danach wieder an das anknüpfte, was sie über weite Strecken der ersten Hälfte zeigte. Spielerisch variabel, mit viel Tempo und vor allem mit großem Herz.
So steckten die Hausherren auch zwei Rückschläge in der 47. Minute weg. Erst sah Josip Simic wegen Foulspiels die rote Karte, Sekunden später verletzte sich Dominik Mappes am linken Fuß und konnte nicht mehr weitermachen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gäste mit 27:26 vorne. Doch wieder drehte Wetzlar trotz der Hiobsbotschaften die Partie und legte beim 28:27, 29:28 und 30:29 jeweils vor. Als dann aber die Grün-Weißen einen Siebenmeter vergaben, im nächsten Angriff einen Ball übers Tor warfen und die Flensburger sowohl beim 32:30 (56.) als auch beim 33:31 (57.) mit zwei Tore vorne lagen, war zu befürchten, dass trotz einer starken Leistung kein Punkt in Wetzlar bleiben würde. Ein Doppelschlag des achtfachen Torschützen Philipp Ahouansou zum 33:33 brachte die Buderus Arena zum Beben. Die Gäste waren im Ballbesitz und leisteten sich 61 Sekunden vor dem Ende einen folgenschweren Lapsus. Trainer Ales Pajovic drückte auf den Buzzer und wollte eine Auszeit nehmen. Es wäre die vierte gewesen. Das ist nicht erlaubt und demnach ein Regelvorstoß. Die HSG Wetzlar kam in Ballbesitz. Alle Zuschauer standen und feuerten ihr Team an. Doch der letzte Wurf von Niklas Theiß zischte haarscharf am Pfosten vorbei. Trotzdem: Der Jubel auf Seiten der Hausherren war ob des ersten Punktgewinns gegen die SG Flensburg-Handewitt seit fast zehn Jahren riesengroß.
Das sagt Trainer Momir Ilic
„Wir haben ein gutes Spiel gezeigt und vor allem Charakter bewiesen, als wir direkt nach der Pause trotz dieser schlechten Anfangsphase wieder zurückgekommen sind. Ich bin natürlich zufrieden mit diesem Punkt, auch wenn wir den letzten Angriff etwas cleverer hätten ausspielen können. Aber keiner hätte uns diesen Punktgewinn im Vorfeld zugetraut. Wir bleiben aber auf dem Boden. Wir denken an uns und unserer Entwicklung. Und da sage ich weiter, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.“