60 Jahre HBL
60 Jahre Handball-Bundesliga: Die Liga macht sich selbständig
Foto: Stadtarchiv Kiel
Der 1. Juni 1994 ist ein bedeutendes Datum in der Geschichte des Profihandballs, auf diesen Tag fällt das offizielle Gründungsdatum der Handball-Bundesliga-Vereinigung Männer (HBVM). Eine wichtige Rolle in der Entstehungsgeschichte und bei der Loslösung vom DHB spielte Heinz Jacobsen, der am 26. September 2025 seinen 85. Geburtstag feiert.
Ein Bürogebäude in Köln-Gremberghoven. Von hier aus, mit Blick auf den Kölner Dom, wird heute die Handball-Bundesliga GmbH von mehr als 20 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemanagt. Und wenn HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, der seit 2003 die Geschicke der HBL GmbH lenkt, für die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga das Wort ergreift, wird das in der Welt des Handballs und darüber hinaus gehört.
Diesen Status als führende Organisation musste sich die HBL Schritt für Schritt erarbeiten. Formaler Meilenstein für mehr Unabhängigkeit und Anerkennung war die Gründung der Handball-Bundesliga Vereinigung Männer e.V. (HBVM). Sie fand am 1. Juni 1994 in Dortmund im Hotel Wittekindshof statt, also gegenüber der Zentrale des Deutschen Handballbundes, die seinerzeit noch die Bundesliga organisierte.
Die Gründung erfolge zur Wahrung der Interessen gegenüber dem Weltverband IHF, dem Kontinentalverband EHF und dem DHB, hieß es in der Präambel. Und weiter: „Ein weiteres Ziel dieses Zusammenschlusses ist die Koordinierung gemeinsamer Interessen zur Existenzsicherung der Vereine.“ Zwölf Vertreter aus der Liga, darunter die Schwergewichte aus Kiel, Gummersbach, Großwallstadt und Magdeburg, nahmen an der Sitzung teil.
Erster Vorsitzender wurde Heinz Jacobsen, der am 26. September seinen 85. Geburtstag feiert. Der Kieler, der bereits zwischen 1980 und 1992 als Obmann des THW Kiel für die Interessen der Clubs eingestanden war, hatte die Vereinsgründung vorangetrieben. Aber das Ringen der Vereinsvertreter um Einfluss und Geld war so alt wie die Bundesliga selbst.
Bereits im Herbst 1967 hatte sich eine informelle „BL-Arbeitsgemeinschaft“ gebildet, deren führende Köpfe Erich Buhrmester (GW Dankersen) und Erich Vogel (TV Großwallstadt) waren. Sie forderten für die Klubs zwei Drittel der TV-Erlöse (80.000 Mark), die der DHB seinerzeit von ARD und ZDF einnahm. Das lehnte der Dachverband als „indiskutabel“ ab, überwies schließlich aber immerhin die Hälfte.
Foto: Stadtarchiv Kiel
Auch in der Folge ergriffen insbesondere die Manager führender Klubs das Wort. So vermerkte Gummersbachs Manager Eugen Haas 1975, die Klubs würden vom DHB „unterdrückt“ und nicht angemessen berücksichtigt. Als die Vereine die Erhöhung der Spielabgaben durch den Dachverband kritisierten, machte sich DHB-Präsident Bernhard Thiele öffentlich über einen „Zwergenaufstand“ lustig. Für die Klubs ging es also nicht nur um Geld, sondern auch um gebührende Mitspracherechte und Respekt.
Mit den Jahren lernten die Vereine, welche Hebel sie betätigen konnten. Sie wurden zunehmend selbstbewusster. Einer der Pioniere war der Obmann des THW Kiel, Jacobsen, der 1983 als Sieger aus einem Konflikt hervorging, der als „Fernseh-Krieg“ in die Schlagzeilen geriet. Der NDR forderte seinerzeit, der THW dürfe keine Werbung tragen, wenn er Spiele übertrage. Aber das kümmerte Jacobsen nicht – und forderte seinerseits Geld vom NDR ein: „Wenn übertragen wird, muss auch gezahlt werden.“ Als der NDR darauf nicht einging, verweise er das Kamerateam aus der Kieler Ostseehalle.
Mit der Handball-Bundesliga-Vereinigung Männer (HBVM) als Plattform verschafften sich die Klubs mehr Geltung. Andererseits war die Interessenvereinigung als e.V. auch ein Ausdruck der Professionalisierung der Bundesligaklubs. Zudem wuchs der TV-Markt rasant: Zwischen 1991 und 1994 kassierte der DHB rund 15 Millionen Mark für die Spiele der Clubs. Bei den Verhandlungen um die TV-Rechte wollte die HBVM künftig mitverhandeln. Aber es ging auch um weitere Themen wie den Terminkalender, Werberichtlinien und die ersten Vorformen der Lizenzierung.
Vom 1. Juni 1994 an nahm die HBVM ihre Interessen indes vorwiegend ehrenamtlich wahr, hauptsächlich in Gestalt ihres Vorsitzenden Jacobsen. Unterstützt wurde er aber bald durch einen Ligasekretär und zwei Kräfte, die als Spielleiter der beiden Ligen operierten. Es dauerte weitere neun Jahre, bis die HBL sich 2003 als GmbH vom Dachverband trennte und als Ligaorganisation die entscheidenden Schritte zur Professionalisierung machte.