HBL
Alle Mann an Bord in Hamburg: DHB-Auswahl in die WM-Mission gestartet

Am heutigen Montag soll es bei Alfred Gislason heißen: „boarding completed“ – dann sind alle 19 nominierten Nationalspieler auch in Hamburg zur letzten Phase der WM-Vorbereitung eingetroffen. Eigentlich war Anreise am Freitag, doch da konnte der Isländer nur 13 Spieler begrüßen. Am Donnerstag und Samstag stehen vor dem Start der Weltmeisterschaft zwei Testspiele gegen Brasilien auf dem Programm.
Teilweise reisten die Spieler am Freitag wegen des Wintereinbruchs auch noch verspätet an. Einige Spieler wie Renars Uscins, Nils Lichtlein und Franz Semper blieben nach Rücksprache mit der medizinischen Abteilung noch zuhause, um ihre Krankheiten auszukurieren, Nachrücker Tim Zechel kam direkt von einer Norwegen-Kreuzfahrt zur Nationalmannschaft. Er wurde für den verletzten Jannik Kohlbacher nachnominiert, der wie sein Löwen-Teamkamerad Sebastian Heymann die WM wegen Verletzungen verpasst. Dessen Nachrücker Lukas Stutzke hatte eine kürzere Anreise, der Recken-Spieler war zum Wellness-Urlaub im Sauerland, als ihn der Anruf von Alfred Gislason erreichte.
„Der Start war nicht ganz optimal, aber es bringt nichts, wenn Spieler krank zur Mannschaft kommen. Ab Montag sind wir vollzählig, dann geht es richtig los“, sagte Gislason, der ausschließlich Spieler aus der DAIKIN Handball-Bundesliga nominiert hat. Höhepunkte der Vorbereitung sind die beiden Testspiele gegen Südamerikameister Brasilien am Donnertag (18.30 Uhr, ZDF-Livestream) in Flensburg und Samstag (16.20 Uhr, ZDF) in Hamburg – beide Spiele werden in ausverkauften Hallen über die Bühne gehen.
„Brasilien ist der ideale Vorbereitungsgegner. Die Mannschaft hat sich sehr gut entwickelt, verpasste im März die Olympiaqualifikation nur um ein Tor und ist körperlich sehr robust. Und weil viele Spieler in Europa auflaufen, hat sich die Qualität auch sehr erhöht“, sagt Gislason. Auch die DAIKIN HBL ist mit einem Spieler im brasilianischen Kader vertreten: Kreisläufer Rogerio Moraes trifft auf seinen Melsunger Mannschaftskameraden Timo Kastening.
Seit 1995 haben sich die brasilianischen Männer für jede Weltmeisterschaft qualifiziert, bei der WM 2025 sind sie zum 16. Mal in Folge am Start. In Gruppe E treffen sie auf Gastgeber Norwegen, Portugal und Außenseiter USA und werden als erste südamerikanische Mannschaft überhaupt ihre 100. WM-Partie bestreiten. Allerdings hat Brasilien es nur einmal unter die Top 10 geschafft: 2019 bei der WM in Deutschland und Dänemark, als man auf dem neunten Platz landete.
Brasilien war zuletzt 2021 – und dies gleich dreimal – deutscher Gegner: Bei der WM in Ägypten gab es in der Hauptrunde einen 31:24-Erfolg, in der Olympia-Vorbereitung hieß es 36:26 in Nürnberg und in Tokio selbst gewann das Team von Alfred Gislason 29:25. Insgesamt 14 Mal trafen Deutschland und Brasilien bislang aufeinander, 13 Mal gewann die DHB-Auswahl, die einzige deutsche Niederlage gab es bei den Olympischen Spielen von Rio (30:33). Auch im hohen Norden trafen beide Teams bereits einmal aufeinander: Beim Super Cup im November 2015 schlug die deutsche Nationalmannschaft beim Länderspieldebüt von Rune Dahmke die Brasilianer in Flensburg mit 29:20.
Und in Flensburg war die DHB-Auswahl zuletzt vor ziemlich genau einem Jahr zu Gast – im vorletzten Test vor der Heim-EM gab es am 4. Januar 2024 einen 34:33-Erfolg gegen Portugal. Ebenfalls im Rahmen des 2015-er Super-Cups gab es den letzten deutschen Länderspielsieg in der Barclays Arena Hamburg – gegen Serbien hieß es 37:26. Danach folgte ein 25:25-Remis gegen Schweden beim Tag des Handballs 2017, die 25:31-WM-Halbfinal-Niederlage 2019 gegen Norwegen und zuletzt im März 2023 ein 21:28 im EHF EURO-Cup gegen Dänemark.
„Wir gehen alle sehr optimistisch in die Vorbereitung und anschließend in das Turnier“, sagt DHB-Sportvorstand Ingo Meckes: „Wir haben bei der WM alles selbst in der Hand. Nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille ist es unser Ziel, das Erreichte zu bestätigen. Wenn sich alle voll reinhängen, haben wir eine sehr gute Ausgangslage für das Turnier.“ Dass das Halbfinale das Ziel ist, bestätigt auch Bundestrainer Gislason: „Das ändert sich nie.“
In der der WM-Vorrunde im dänischen Herning geht es gegen Polen (15. Januar, 20.30 Uhr), die Schweiz (17. Januar, 20.30 Uhr) und Tschechien (19. Januar, 18.00 Uhr) um den Einzug in die Hauptrunde. Die ersten drei Teams kommen weiter, potenzielle Hauptrundengegner sind dann Gastgeber, Titelverteidiger und Olympiasieger Dänemark, Italien, Tunesien oder Algerien aus der Parallelgruppe B. Sollte Deutschland weiterkommen, steht kein Ortswechsel an, die Hauptrunde wird ebenfalls in Herning ausgespielt. Die Sieger und Zweiten der Hauptrundengruppen ziehen ins Viertelfinale ein – für die DHB-Auswahl wäre dies gleichbedeutend mit dem Flug nach Oslo, wo die Viertelfinals am 29. Januar in der Unity Arena von Baerum anstehen. Dort wird am 2. Februar auch der neue Weltmeister gekürt.
Am 13. Januar reist die deutsche Mannschaft erst einmal nach Dänemark, bezieht in Silkeborg ihr WM-Quartier – und dies mit reichlich Selbstvertrauen, auch wenn Alfred Gislason wie gewohnt auf die Euphoriebremse tritt: „Das erste Spiel gegen Polen ist das wichtigste, wenn wir das gewinnen, können wir an die Schweiz denken und so weiter. Unsere Vorrundengruppe ist sehr ausgeglichen, auch wenn wir der Favorit sind. Aber in dieser Gruppe kann jeder gegen jeden gewinnen.“
Foto: Wolf