HBL
Auswärtssieg in Eisenach: Recken rocken weiter
ThSV Eisenach vs. TSV Hannover-Burgdorf - Game Highlights
Foto: Heilwagen
Die Recken lieferten sich in der ausverkauften Werner-Aßmann-Halle ein intensives Bundesligaduell mit dem ThSV Eisenach. Nach einer dominanten ersten Halbzeit der Gäste entwickelte sich der zweite Durchgang zunehmend hitziger. Am Ende setzten sich die Niedersachsen mit einem 31:26-Auswärtserfolg durch. Zum entscheidenden Faktor avancierte Torhüter Joel Birlehm, der nach seiner Einwechslung mit beeindruckenden 53 % gehaltener Bälle, darunter drei parierte Siebenmeter, maßgeblich zum Erfolg seiner Mannschaft beitrug.
Christian Prokop schenkte von Beginn an Torhüter Simon Gade das Vertrauen – ein Entschluss, der sich rasch auszahlen sollte. In enger Zusammenarbeit mit einer äußerst wachsamen und präsent agierenden Abwehrkette gelang es den Recken früh, der sonst stimmungsvollen Werner-Aßmann-Halle die Lautstärke zu nehmen. Zwar gerieten die Niedersachsen durch das 0:1 zunächst in Rückstand, zeigten sich im Anschluss jedoch im Angriff bemerkenswert effizient: Erst nach knapp 15 Minuten verfehlte ein Wurf der Gäste erstmals das gegnerische Tor. Zuvor hatte Vincent Büchner, der ab Sommer für Eisenach auflaufen wird, bereits nach 2:40 Minuten mit dem Treffer zum 2:1 die erste Führung für die TSV Hannover-Burgdorf markiert. Bis zum 5:1 durch Martin Hanne nach 6:37 Minuten hielt die Defensive, bedingt auch durch eine frühe Parade von Gade, stand und ließ keinen weiteren Gegentreffer zu. Die hervorragend eingestellte Deckung zwang den ThSV Eisenach immer wieder ins Zeitspiel. Nach dem 5:2 durch Moritz Ende erhöhte Justus Fischer auf 6:2, nachdem er von Marian Michalczik mustergültig bedient worden war (7:42 Minuten). Ein zwischenzeitlicher 2:0-Lauf der Hausherren brachte sie noch vor der zehnten Minute auf zwei Tore heran. Die TSV konterte jedoch prompt mit einem Vier-Tore-Lauf zum 10:4 – begünstigt durch eine weiterhin aufmerksame Abwehr, eine weitere Parade von Gade, einen Fehlwurf von Ende sowie ein Stürmerfoul von Marko Grgić. ThSV-Trainer Misha Kaufmann sah sich gezwungen, seine erste Auszeit zu nehmen. Zwei anschließende Treffer – darunter ein Tor des ehemaligen Hannoveraners Malte Donker – verkürzten den Rückstand auf 10:6. Doch nach dem 12:6 durch Lukas Stutzke, der einen technischen Fehler von Filip Vistorop konsequent ausnutzte, war es erneut Gade, der sich mit einer sehenswerten Doppelparade gegen Grgic und Donker in Szene setzte. In der Folge bauten Thomas Solstad und Renars Uscins den Vorsprung auf 14:6 aus (21:53 Minuten). Zwar kam Eisenach noch einmal mit drei Treffern in Serie auf 14:9 heran, doch der Fünf-Tore-Rückstand blieb bis zum 15:10 durch Vistorop (26:16 Minuten) bestehen. Die Hannoveraner antworteten ihrerseits mit einem 4:0-Lauf bis zum 19:10. In dieser Spielphase zeigte Gade erneut seine Klasse im Tor, während auch sein Gespannpartner Joel Birlehm mit einer starken Parade glänzte und einen Siebenmeter von Grgić entschärfte. Kurz vor der Pause verkürzte Fynn Hangstein für Eisenach auf den Halbzeitstand von 19:11.
Mit dem Beginn der zweiten Halbzeit brachte die Heimmannschaft eine echte Größe ins Spiel: Silvio Heinevetter, 206-facher Nationalspieler, übernahm den Platz im Tor und sollte mit starken Reflexen (43 % gehaltene Bälle) der zweiten Hälfte zusätzliche Brisanz verleihen. Doch der Reihe nach: Den ersten Treffer des zweiten Durchgangs markierte Hanne, der sich kraftvoll durch die Eisenacher Defensive kämpfte. In der 32. Minute trat erneut Birlehm in Erscheinung – bis dahin ausschließlich für Siebenmeter eingewechselt – und parierte souverän den zweiten Strafwurf gegen Grgić. Auch Heinevetter konnte wenig später erstmals eingreifen und seinen Einstand mit einer Parade feiern. Die Atmosphäre in der Halle kochte allmählich hoch, besonders als Eisenach nach 37:24 Minuten auf 21:16 verkürzte. Recken-Trainer Prokop reagierte mit einer Auszeit, doch Heinevetter vereitelte auch den folgenden Angriff souverän. In dieser Druckphase der Thüringer eroberte Uscins einen wichtigen Ball in der Abwehr, den Justus Fischer in der 39. Minute sehenswert zum 22:16 verwandelte. Nach dem Treffer durch Timothy Reichmuth (22:18, 40. Minute) entschied sich Prokop dazu, Birlehm für Gade ins Tor zu bringen. Die Partie wurde zunehmend hitziger: Nach einem kleineren Disput erhielten sowohl Peter Walz als auch Marian Michalczik – der über weite Strecken von den Heimfans ausgebuht wurde – jeweils eine Zwei-Minuten-Strafe. Eine weitere Parade von Heinevetter und ein Treffer von Grgić ließen Eisenach beim 22:19 wieder hoffen. In der 43. Minute wurde Lukas Stutzke nach Videostudium der Schiedsrichter aufgrund eines Kopftreffers an Grgić folgerichtig mit der Roten Karte des Feldes verwiesen. Trotz der Überzahl scheiterte Peter Walz freistehend am stark parierenden Birlehm. Zwar verkürzte der ThSV in Minute 45 nochmals auf 23:20, doch im Gegenzug musste auch Walz nach einem Kopftreffer an Uscins, erneut nach Videobeweis, vorzeitig vom Feld. Was folgte, war ein wahres Torwart-Duell: Birlehm glänzte mit zwei Paraden in einem Angriff, hielt wenig später auch seinen dritten Siebenmeter, diesmal gegen Hangstein. Auf der Gegenseite zeigte sich auch Heinevetter weiter in starker Form. Die nachlassende Wurfeffektivität der Hannoveraner ermöglichte es dem italienischen Nationalspieler Simone Mengon, knapp zehn Minuten vor Schluss auf 25:22 zu verkürzen. Auch in der 51. Spielminute zeigte der stark aufspielende Birlehm seine Klasse, als er den platzierten Wurf von Reichmuths Außeneinlauf souverän parierte. Kreisläufer Fischer stellte beim 26:22 den Abstand von vier Treffern wieder her. Diese Führung behaupteten die Recken trotz weiterer Paraden von Heinevetter über die Spielstände 28:24, 29:25 und 30:26 hinweg. Den Schlusspunkt setzte schließlich Michalczik, der mit seiner ungewohnten linken Hand den Treffer zum 31:26-Endstand erzielte.
„Ich fand unglaublich beeindruckend, was wir in der ersten Halbzeit in der Abwehr geleistet haben. Wir waren sehr beweglich, haben intelligent verteidigt, sodass Eisenach in meinen Augen kaum Lösungen fand. Simon Gade ist gut ins Spiel gestartet, sodass wir unsere Waffe Tempospiel toll anbringen konnten und verdient mit der hohen Führung in die Pause gingen. Wir kannten es aus der letzten Saison, in der wir ebenfalls einen guten Start hier hatten und dann eine sehr schwache Halbzeit gespielt haben. Leider kam es zu einem Déjà-vu durch den Torwartwechsel bei Eisenach. Silvio Heinevetter hat immer wieder freie Wurfmöglichkeiten weggenommen. Aber Gott sei Dank war Joel Birlehm auch zur Stelle, hatte eine Wahnsinnsquote und rettete uns bei Siebenmetern und Durchbrüchen, sodass der Vorsprung nie weniger als zwei oder drei Tore betrug. Ein tolles Kompliment an meine Truppe, vor allem, was die moralische Leistung betrifft“, betont Christian Prokop auf der anschließenden Pressekonferenz.