HBL
Bietigheim vs. Erlangen: Mehr Abstiegskampf geht nicht

Foto: HC Erlangen
Fällt am Sonntag die Vorentscheidung oder sogar schon die Entscheidung, welche Mannschaft den 1. VfL Potsdam in die 2. HBL begleiten muss? Erlangen steht im Duell Drittletzter gegen Vorletzter in Bietigheim unter großem Druck.
Muss der HC Erlangen nach neun Jahren in der DAIKIN Handball-Bundesliga den bitteren Weg in die Zweitklassigkeit gehen? Oder nimmt die SG BBM Bietigheim gemeinsam mit dem letztjährigen Mitaufsteiger 1. VfL Potsdam direkt wieder den Fahrstuhl nach unten? Beide Szenarien sind möglich, direkt in den Abstiegskampf involviert sind zudem noch der TVB Stuttgart und die HSG Wetzlar.
Bereits am Sonntag könnte es die Erlanger treffen, sollten sie das direkte Duell in Bietigheim verlieren und der TVB Stuttgart gegen Tabellenführer Füchse Berlin punkten. Selbst bei einer Niederlage im Kellerkracher gegen den HCE wäre die SG BBM am Sonntag noch nicht abgestiegen – denn die Erlanger haben danach nur noch ein Spiel.
Die Tabellenkonstellation ist nach den überraschenden Ergebnissen von Donnerstag – Stuttgart gewinnt bei den Löwen, Bietigheim erkämpft sich ein Remis gegen Flensburg – wie folgt: Der VfL Potsdam steht als erster Absteiger fest, mit 14:50 Punkten ist der HCE aktuell Vorletzter, einen Pluspunkt hinter Bietigheim (15:47), zwei Zähler hinter Stuttgart (16:46) und vier Zähler hinter Wetzlar (18:44) – die allesamt noch drei Saisonspiele vor sich haben.
Bietigheim steht nach 31 Partien bei sechs Siegen und drei Remis, Erlangen hat in 32 Partien fünf Siege und vier Remis erreicht, hat aber im Falle der Punktgleichheit das deutlich bessere Torverhältnis mit -108 Treffern im Vergleich zur SG (-140), dazwischen rangiert Stuttgart mit -124 Treffern. Die Erlanger waren mit 0:8 Punkten gestartet, feierten dann den ersten Saisonsieg gegen Potsdam, ehe es wieder sechs Niederlagen in Folge und später neun sieglose Partien in Folge setzte. Auch der zwischenzeitliche Trainerwechsel von Johannes Sellin zu Martin Schwalb verpuffte, nun ist der Ex-Berliner und Ex-HCE-Spieler Sellin wieder am Ruder.
Aufsteiger Bietigheim hingegen war mit 4:2 Punkten gestartet, verlor dann ebenfalls sechsmal in Folge, sicherte sich dann 3:1 Punkte gegen Wetzlar und Hannover-Burgdorf. Aber dann: in zwölf Partien in Serie ergatterte das Team von Iker Romero nur einen einzigen Punkt, ehe mit dem Sieg gegen Potsdam der Befreiungsschlag glückte. Und dann der Schlussspurt: Bietigheim holte fünf Punkte aus den letzten vier Partien, schlug Stuttgart und Göppingen. Am Donnerstag dann die emotionale Achterbahnfahrt im Heimspiel gegen den frisch gebackenen European-League-Sieger Flensburg: nach der 21:12-Pausenführung lag Bietigheim 28:29 hinten, traf dann aber noch zum 29:29-Ausgleich, hatte im letzten Angriff die Chance zum Sieg – und sicherte sich am Ende einen nicht eingeplanten Bonuspunkt im Abstiegskampf.
„Der Punkt ist unglaublich, das Spiel war unglaublich. Aber ich hätte sehr gerne beide Punkte geholt“, sagte Bietigheims Tom Wolf im Dyn-Interview: „Jetzt haben wir ein Wahnsinnsspiel vor der Brust, da ist der Punkt so wichtig. Wir sind gut drauf und brauchen uns nicht zu verstecken nach zwei Siegen und dem Superspiel gegen Flensburg. Aber auch Erlangen hat eine gute Phase, hat sich im Winter super verstärkt. Das wird ein brutal-schweres Spiel.“
Nimmt man nur die letzten zehn Partien, stehen beide Kontrahenten weit vor der Abstiegszone: Erlangen wäre Elfter mit acht Punkten, Bietigheim 13. mit sieben Zählern. Erlangen kam in den letzten fünf Partien ebenfalls zu zwei Siegen gegen Stuttgart und die Löwen, kassierte am Mittwoch, im letzten Heimspiel der Saison, aber eine deutliche 23:34-Niederlage gegen den Tabellenzweiten Magdeburg. Durch den ebenso überraschenden Stuttgarter 33:26-Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen hat sich die Situation für den Vorletzten und Drittletzten weiter verschärft. „Es geht für uns um alles, das wird ein schweres Spiel, keine Frage, aber wir müssen an uns glauben“, blickte Erlangens Winterneuzugang Viggo Kristjansson bei Dyn voraus. Sein Teamkollege Christopher Bissel hatte die deutliche Niederlage gegen Magdeburg schnell abgehakt: „Wenn wir am Sonntag gewinnen, war das Magdeburg-Spiel egal. Wir sind eigentlich eine Supermannschaft, haben in den letzten zehn, elf Spielen viele Punkte geholt und hatten einen guten Lauf. Wir können viel besser spielen, als wir es gegen Magdeburg gezeigt haben.“
Erlangen war 2014 erstmals in die HBL aufgestiegen, dann ging der Fahrstuhl erst wieder nach unten und 2016 wieder nach oben – seither sind die Franken permanent erstklassig. Für Bietigheim ist es die dritte Saison im Oberhaus: 2014 und 2018 war man aufgestiegen und jeweils nach einem Jahr wieder abgestiegen, 2024 gelang als Vizemeister der 2. HBL der erneute Aufstieg. Und die bisherige Statistik gegen Erlangen spricht gegen die Schwaben: Bietigheim hat noch keine der fünf Partien gegen den HCE gewinnen können, verlor dreimal und spielte – wie zuletzt beim 25:25 im Hinspiel – zweimal remis.