HBL
Das erste Topspiel des Jahres: Der Meister gastiert beim Rekordmeister

Fotos: Müller, Klahn
Direkt nach der Weltmeisterschaft geht es in der DAIKIN Handball-Bundesliga weiter: Sechs Tage nach dem WM-Finale erwartet die Handball-Fans ein spannendes Duell in der Wunderino-Arena. Der Rekordmeister THW Kiel empfängt den amtierenden Titelträger SC Magdeburg am Samstag um 20:30 Uhr (live bei Dyn).
Auf beiden Seiten stehen sich dänische Weltmeister – Emil Madsen und Magnus Landin beim THW und Magnus Saugstrup beim SCM - gegenüber, dazu kommt in Domagoj Duvnjak ein kroatischer Silbermedaillengewinner im Trikot der Kieler. Insgesamt 17 WM-Teilnehmer stellten der THW Kiel (zehn aus sieben Nationen) und der SC Magdeburg (sieben aus sieben Nationen), neun davon standen in den Viertelfinals. Allerdings ist vor allem der SCM von zahlreichen Verletzungen gebeutelt, die weitere WM-Teilnahmen verhinderten, wie zum Beispiel durch die langfristigen Ausfälle der Schweden Felix Claar und Oscar Bergendahl, des Schweizers Manuel Zehnder, des Isländers Omar Ingi Magnusson oder des Deutschen Tim Hornke. Aus Kieler Sicht verpassten unter anderem Nikola Bilyk (Österreich) und Harald Reinkind (Norwegen) das Turnier.

„Ich habe die WM sehr intensiv auf allen Kanälen verfolgt“, sagte SCM-Trainer Bennet Wiegert im MDR-Interview: „Seit Montag dreht sich bei uns aber alles wieder um Kiel. Nach einem solchen Turnier dauert es immer ein bisschen, um die Spieler in den SC-Magdeburg-Modus zu bekommen. Aber wir müssen so schnell wie möglich in den grün-roten-Modus zurückzukehren.“
Das sieht sein Gegenüber Filip Jicha ähnlich: „72 Stunden nach dem WM-Finale und 72 Stunden vor dem Kracher gegen den Deutschen Meister aus Magdeburg kann ich nicht normal trainieren lassen. Wir werden uns treffen, vielleicht etwas essen und ein bisschen von den vergangenen Wochen erzählen. Dann werde ich kurz um Aufmerksamkeit bitten, um ein wenig Magdeburg-Software draufzuspielen. Aber nicht zu lange, damit keiner der Spieler mental übersäuert. Diese Liga ist brutal, diese Liga ist wunderbar. Und ich liebe es, unsere junge Mannschaft durch diese Liga zu führen, sie in ihrer Entwicklung weiterzubringen.“
In der Tabelle der DAIKIN Handball-Bundesliga liegt der THW vor dem Neustart auf Rang drei mit 26:8 Punkten, hat 17 Partien absolviert. Die Magdeburger haben noch drei Nachholspiele aus der Hinrunde zu absolvieren und liegen nach 14 gespielten Partien mit 21:7 Punkten auf Rang sieben. Das Hinspiel in Magdeburg gewann Kiel nach einer der besten Saisonleistungen 29:24. „Der Saisonbeginn war schwierig, weil wir direkt mit Verletzungssorgen gestartet sind und superschwere Gegner zum Auftakt hatten. Umso schöner war daher der Sieg in Magdeburg, der uns gezeigt hat, dass wir auch mit unserer jungen Mannschaft in der Lage sind, eine Weltklasse-Leistung abzurufen“, sagte THW-Trainer Filip Jicha in einem Interview auf der Vereinshomepage.

Zudem setzte sich der THW im dramatischen Pokal-Achtelfinale mit 29:28 gegen den amtierenden Pokalsieger durch. Nach dem 36:33 im Viertelfinale gegen den VfL Gummersbach ist Kiel erstmals seit dem Ortswechsel nach Köln für das Lidl Final4 qualifiziert und trifft dort im Halbfinale am 12. April auf den 2023-er Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen.
Vor der WM-Pause hat der THW die letzten sieben Partien in Serie gewonnen, die letzte Niederlage schmerzte allerdings umso mehr, das 33:37 vor heimischem Publikum gegen den Nachbarn SG Flensburg-Handewitt. Vor den beiden abgesagten Partien gegen Erlangen und Eisenach standen für den SCM vier ungeschlagene Spiele, drei Siege und ein Remis gegen die Füchse Berlin.
In der ewigen DAIKIN HBL-Bilanz gab es das Duell Kiel vs. Magdeburg 66 Mal, die Kieler gewannen 38 Mal, die Magdeburger 21 Mal, sieben Partien endeten Remis. In Kiel setzte sich der THW in 32 Duellen 25 Mal durch, aber: der letzte Heimsieg in der DAIKIN HBL datiert aus dem September 2017 (34:32), seither gab es drei Niederlagen, wie das 26:33 in der Vorsaison, und zwei Remis.
Kiel ist DAIKIN HBL-Rekordmeister mit 23 Titeln, Magdeburg gewann die Trophäe dreimal, darunter zweimal in den vergangenen drei Spielzeiten (2022, 2024). Seit 2020 ging die Meisterschaft entweder nach Kiel oder nach Magdeburg.
International gesehen hat der THW alle Gruppenspiele in der European League gewonnen, und nahm das Optimum von 4:0 Punkten in die am 11. Februar beginnende Hauptrunde mit, wo der Bundesliga-Tabellenführer MT Melsungen und der portugiesische Rekordmeister FC Porto die Gegner sind. Der SCM hatte in der Champions League Höhen und Tiefen, steht in seiner Gruppe nach drei Siegen, einem Remis und sechs Niederlagen auf Rang sechs. Weiter geht es für Magdeburg am 12. Februar mit dem Auswärtsspiel in Kielce.
Historisch betrachtet sind der THW und der SCM die einzigen deutschen Mannschaften, die mehr als einmal die Königsklasse gewannen, Kiel viermal (2007, 2010, 2012 und 2020), Magdeburg zweimal (2002 und 2023), je viermal stehen beide Klubs in der Siegerliste des EHF-Pokals. Beide Trainer – Filip Jicha und Bennet Wiegert – gehören zu den insgesamt nur fünf Handballern, die die Königsklasse als Spieler und Trainer gewannen, beide jeweils mit ihren aktuellen Klubs.