HBL
Die Zebras entführen zwei wichtige Punkte aus Eisenach

Am Sonntag feierte der THW Kiel nach einer spannenden Partie gegen den ThSV Eisenach einen 37:33 (23:16)-Sieg in der Werner-Assmann-Halle. Bester Werfer der Partie war Marko Grgic mit 14 Treffern.
Mit dem Auswärtsspiel beim ThSV Eisenach hatte der THW Kiel am Sonntag in der DAIKIN Handball-Bundesliga eine ausgesprochen schwere Aufgabe vor der Nase: Die Thüringer hatten zuletzt mit Siegen bei den Löwen, gegen Spitzenreiter Melsungen und in Leipzig aufhorchen lassen. Aber die erste Dezember-Hürde übersprangen die Zebras mit Bravour. "Wir haben in der ersten Halbzeit nahezu am Optimum gespielt", sagte THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe, "in der zweiten Halbzeit hat's dann nicht mehr ganz so gut geklappt. Die Eisenacher sind rangekommen. Aber wir haben den Ball laufen lassen, haben unsere Sicherheit zurückgefunden und verdient gewonnen." Überragender Spieler beim Sieger war einmal mehr Kapitän Domagoj Duvnjak: Der 36-Jährige war Chef der Abwehr, zog die Fäden im Angriff und war mit acht Treffern gemeinsam mit Eric Johansson bester Torschütze des THW Kiel.
Auch ohne die verletzt zu Hause gebliebenen Nikola Bilyk, Elias Ellefsen á Skipagötu und Harald Reinkind waren die Zebras von Beginn an hellwach. Sie legten los wie die Feuerwehr, gingen durch Emil Madsen in Führung und trafen mit ihrem atemberaubenden Tempospiel nahezu nach Belieben. Probleme hatten die Kieler in der Anfangsphase allerdings mit Eisenachs 21-jährigem Star Marko Grgic, der seine Farben zunächst auf Tuchfühlung hielt, vier der ersten fünf Tore der Gastgeber zumeist in eins-gegen-eins-Situationen erzielte und mit insgesamt 14 Treffern zum überragenden Akteur der Blauhemden avancierte. 5:5 lautete es nach neun Minuten, die Torhüter auf beiden Seiten bekamen bis zu diesem Zeitpunkt keine Hände an den Ball.
Dann aber packte die THW-Abwehr zu, Torhüter Andreas Wolff nahm Grgic den ersten Ball weg. Der Startschuss zu einem großartigen 6:0-Lauf, dem das Team von ThSV-Trainer Misha Kaufmann rein gar nichts entgegen zu setzen hatte. Duvnjak nagelte den Ball zum 6:5 in die Maschen, Rune Dahmke traf per Einläufer nach Pekelers Bodenpass, Johansson brachte den Ball per Dreher im ThSV-Tor unter. Dann waren erneut Pekeler, Johansson und Duvnjak erfolgreich. Weil Andreas Wolff seinen Kasten nun zunagelte, auch den Siebenmeter von Hangstein parierte, lagen die Zebras nach 14 Minuten mit 11:5 vorne. Im Eisenacher Hexenkessel wurde es ruhiger. Attenhofer beendete zwar die einheimische Torflaute, doch die Zebras trafen weiter wie sie wollten. Die ThSV-Torhüter verzweifelten. Weder Spikic noch Heinevetter hielten in den ersten 30 Minuten einen einzigen Ball auf. Das THW-Tempo und die Präzision im Abschluss sorgten für ein einseitiges Katz-und-Maus Spiel, dem die Mannschaft von Kaufmann nur mit teils unerlaubter Härte und den daraus resultierenden Zeitstrafen begegnete.
Auf der anderen Seite wurde weiter gezaubert. Johansson netzte nach Kreuzung mit Emil Madsen zum 16:9 ein, Dahmke ließ sich auch von einem schlechten Winkel auf Linksaußen nicht beirren, glänzte mit großartigem Dreher. Auf der anderen Seite bremste Wolff den Tempogegenstoß von Grgic mit einem sensationellen Spagat aus, und nach dem Dreierpack von Pekeler, Dahmke und Duvnjak lagen die Zebras mit neun Toren vorne. Sie führten nach 27 Minuten mit 22:13. Nur noch sieben Tore lautete indes die Differenz beim Halbzeitpfiff des guten Schiedsrichtergespannes Baumgart/Dinges, die sich von der Hektik in der Halle keine Sekunde beeinflussen ließen, das Spiel jederzeit im Griff behielten.
Werner Assmann, Eisenacher Idol und Namensgeber des kleinen thüringischen Handball-Hexenkessels, hätte in den ersten Minuten der zweiten Hälfte seine wahre Freude am Spiel seiner Mannschaft gehabt: Eisenach kam wie verwandelt aus den Kabinen: Spinic war im Tor des ThSV aufgewacht, hielt gegen Johansson, Imre und Duvnjak, die zudem in der Folge auch die Festigkeit des Eisenacher Tor-Gebälks testeten. Und vorne zauberte der ThSV jetzt einen 4:0-Lauf aus dem Hut. Grund genug für THW-Trainer Filip Jicha, auf den Buzzer zu drücken, seine Mannen in der Auszeit zur Ruhe zu ermahnen: "Jungs, wir müssen cool bleiben, dann finden wir zurück ins Spiel." Offenbar hatte Duvnjak besonders gut zugehört: Er verwandelte trotz Zeitspiel-Not zum 24:20. Dennoch blieben die Gastgeber zunächst am Drücker, Grgic verkürzte per Siebenmeter in der 39. Minute auf 22:24. Aber die Zebras ließen sich nicht beirren, packten in der Abwehr wieder entschlossener zu. Wiencek, Pekeler, Duvnjak oder Överby und Landin: Die weiße THW-Wand verdichtete sich erneut, wurde zur Basis für den Kieler Tempohandball und Treffsicherheit.
Hilfreich war dabei auch das zwischenzeitliche Sieben-gegen-Sechs-Spiel im Kieler Angriff, dass die Zebras dieses Mal äußerst präzise auf die Platte brachten: Der THW Kiel traf mit Pekeler vom Kreis, Duvnjak nutzte die Lücken auf Halbrechts, netzte immer wieder ein. Als Lukas Zerbe in der 48. Minute von Rechtsaußen in den oberen linken Winkel traf, lagen die Zebras wieder mit fünf Toren vorn. Und spätestens nach dem 36:31, dem fünften Treffer von Pekeler nach glänzendem Duvnjak-Anspiel, war die Partie entschieden, der Boden bereitet für den Kieler Siegestanz und eine entspannte, aber lange Heimreise an die Förde. Diese startete mit einem bunten Lichterglanz vor der Halle: Gut 100 mit LEDs und weihnachtlichen Elementen geschmückte Autos, Trecker und Lastwagen paradierten am Mannschaftsbus vorbei. Ein toller Abschluss eines erfolgreichen Adventssonntags.
Quelle: THW Kiel / Foto: Heilwagen