HBL
Duell gegen den Ex-Club und Tabellenführer: VfL-Rückkehrer Mahé im Fokus

Seit diesem Sommer ist der torgefährliche Spielmacher wieder zurück in der DAIKIN HBL – quasi dort angekommen, wo alles begann, beim VfL Gummersbach. Von 2015 bis 2018 spielte Kentin Mahé zudem bei der SG Flensburg-Handewitt und feierte in seiner letzten Saison dort die Meisterschaft. Am Sonntag (18 Uhr, live bei Dyn) steht das Duell gegen seinen früheren Club und aktuellen Tabellenführer der DAIKIN HBL an!
Kentin Mahé ist der Mann für die besonderen Bestmarken. Er ist in der DAIKIN Handball-Bundesliga aktuell der einzige Spieler, der schon Titel als Welt- und Europameister sowie Olympiasieger gefeiert hat – das ist bislang nicht einmal dänischen Stars wie Mathias Gidsel gelungen. Er ist der einzige Spieler der französischen Nationalmannschaft, der im Seniorenbereich nie für einen französischen Verein gespielt hat. Und er schrieb 2015 Geschichte, als er mit Frankreich den WM-Titel gewann und somit das erste Vater-Sohn-Duo wurde, das Weltmeister wurde – seinem Vater Pascal war dies 1995 gelungen. Auf eine solche Konstellation wartet zum Beispiel die Familie Dujshebaev noch heute.
Seit dieser Saison ist Mahé zurück in der “stärksten Liga der Welt” beim VfL Gummersbach. Weil sein Vater damals Trainer bei Bayer Dormagen war, absolvierte Kentin Mahé dort seine ersten Schritte im Profibereich, wechselte 2011 nach Gummersbach, erreichte gleich in der ersten Saison das Finale im Europapokal der Pokalsieger. Zwei Jahre später zog es ihn zum HSV Hamburg, von 2015 bis 2018 stand der im Kader der SG Flensburg-Handewitt und wurde in seiner letzten Saison deutscher Meister.

Dann folgten sechs Jahre am Plattensee, Kentin Mahé spielte für das europäische Spitzenteam HC Veszprem – wurde mehrmals ungarischer Meister, Sieger der multinationalen SEHA-Liga und stand 2019 im Champions-League-Finale. Nun aber hat die „Heimat“ ihn wieder: „Wir sind absolut glücklich hier, näher bei unseren Familien und unsere Tochter wurde hier im Sommer eingeschult“, sagt der 33-Jährige. Nur wenige Kilometer von Gummersbach entfernt, in der Kölner LANXESS Arena, wurde er am 28. Januar erstmals Europameister. Seinen zweiten WM-Titel hatte er bereits 2017 gefeiert, wurde 2021 Olympiasieger und hat zudem weitere Medaillen bei Großturnieren mit Frankreich gewonnen.
Die Umstellung vom Rhythmus der ungarischen Liga zur Bundesliga läuft gerade noch: „Das ist schon alles anders als in Veszprem. Dazu kam anfangs der Medienrummel, die Aufmerksamkeit an meiner Person, das war ich so nicht mehr gewohnt“, sagt Kentin Mahé. „Das war schon ziemlich viel. Aber wenn es sportlich läuft, ist das kein Problem.“
Nach erfolgreichem Saisonstart mit der lockeren Qualifikation zur Gruppenphase der European League und dem HBL-Auftaktsieg in Hannover folgten allerdings die Niederlagen gegen Lemgo und in Leipzig, wo sich zudem auch noch die Leistungsträger Julian Köster und Teitur Örn Einarsson verletzten. Mit den beiden Siegen in Stuttgart und Bietigheim kehrten Kentin Mahé & Co. aber wieder in die Erfolgsspur zurück.

Am Sonntag (18 Uhr, live bei Dyn) geht es für den Franzosen nun erstmals seit seiner Rückkehr gegen einen Ex-Club: Die SG Flensburg-Handewitt gastiert in der SCHWALBE Arena. „Es war für immer auch mit Veszprem immer etwas Besonderes, in Flensburg zu spielen. In der aktuellen SG-Mannschaft gibt es aber kaum einen Spieler, mit dem ich damals zusammengespielt habe“, sagt Mahé.
Das galt für den Kader auch für den VfL, aber bei seiner Rückkehr hat er dennoch viele bekannte Gesichter aus dem Verein und dessen Umfeld wieder getroffen: „Das war sehr schön, und auch die Stadt ist die gleiche wie zuvor – klein, mit kurzen Wegen. Was sich aber definitiv geändert hat: der Verein ist mittlerweile viel professioneller aufgestellt.“
Allerdings habe sich mit seiner Verpflichtung und der des kroatischen Torwarts Dominik Kuzmanovic sowie den Erfolgen der Vorsaison auch die Erwartungshaltung geändert. Dennoch spürt Mahé keinen Druck von außen: „Wenn, dann mache ich mir diesen Druck selber, auch wenn viele Leute hohe Erwartungen an mich haben. Es geht um Handball, und für mich darum, dass die Mannschaft funktioniert. Ich habe eine andere Rolle als in Veszprem, nicht nur weil, ich der älteste Spieler im Kader bin.“ Generell „müsse der VfL weiterwachsen“, aber: „Das nimmt aktuell eine gute Form an.“
Vor allem auf die internationale Bühne freut sich der Franzose – aus seiner Zeit in Hamburg, Flensburg und Veszprem ist er es gewohnt, in zwei Wettbewerben parallel zu spielen: „Ich hoffe, ich kann der Mannschaft mit dieser Erfahrung helfen. Für viele junge Spieler im Team sind das die ersten Europapokalspiele überhaupt. Aber auch für mich sind viele Gegner und deren Hallen Neuland.“

Dass der VfL nur zwei Jahre nach dem Aufstieg in die 1. Liga schon wieder im Europapokal antritt und die Vorsaison als Sechster abschloss, ist für den Neuzugang eher Motivation als Druck: „Wir machen unsere Ziele nicht an einem Tabellenplatz fest, aber wir wollen schon ähnlich erfolgreich sein. Aber die Bundesliga ist so spannend und eng, nur Flensburg ist noch ohne Verlustpunkt, das wird also nicht einfacher – speziell, auch mit der Doppelbelastung und den aktuellen Ausfällen. Da muss jeder noch mehr Verantwortung übernehmen.“
Eine zentrale Rolle beim VfL spielt er dabei selbst: „Ich muss die Mannschaft in Bewegung halten, sehen, dass jeder ein Stück vom Kuchen abbekommt. Die Spielsteuerung in Gummersbach ist doch anders als in Veszprem oder als meine Rolle im Nationalteam. Unser System ist ein spanisch-skandinavischer Mix, das auf schnelles Spiel abzielt.“ Ein wichtiger Bezugspunkt ist für Mahé daher Trainer Gudjon Valur Sigurdsson. „Auch wenn seine Ansprache für alle Spieler grundsätzlich gleich ist, reden wir schon anders, zum Beispiel über die Taktik.“
Fotos: TSV Hannover-Burgdorf, Klahn