HBL
Kiel durchbricht Durststrecke gegen MT
THW Kiel vs. MT Melsungen - Game Highlights
Foto: Klahn
Nach sechs schmerzhaften Duellen ohne Liga-Sieg gegen die MT Melsungen gelang dem THW Kiel am Samstagabend die ersehnte Wende: Vor 10.285 euphorischen Fans in der ausverkauften Wunderino Arena zeigten die Zebras eine starke Teamleistung und entschieden die Partie mit 31:29 (17:12) für sich.
Neben Hendrik Pekeler (Achillessehne), Emil Madsen (Knorpelschaden) und Torhüter Gonzalo Perez de Vargas (Kreuzbandriss) war gegen Melsungen auch Kiels Abwehr-Spezialist Petter Överby nach einem im Training erlittenen Pferdekuss nur Zuschauer. Auch die Gäste reisten trotz ihres riesigen, 26 Mann starken Kaders ersatzgeschwächt an die Förde, haben weiterhin mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Und dennoch wurde es der erwartet schwere Gang gegen das auf einigen Positionen neuformierte Team aus Nordhessen. Beide Abwehrreihen dominierten zunächst die Gangart. Zwar war Johansson schnell zum 1:0 aus dem Rückraum erfolgreich, Elias Ellefsen á Skipagötu brachte die Zebras nach dem Sipos-Ausgleich erneut in Front. Dann aber sorgte Drosten für die erste Gästeführung, Johansson unterlief ein Fehlpass, Harald Reinkind warf neben das Tor und der färingische Kieler Mittelmann traf nur den Pfosten. So hatten die Gäste bis zur neunten Minute durch Drosten und Arnasson bis zum 5:4 knapp die Nase vorn.
Die Abwehr der Zebras hatte indes einen Sahnetag erwischt, wurde vor allem in der ersten Halbzeit um den Mittelblock mit den Neuzugängen Veron Nacinovic und Lukas Laube zum Bollwerk gegen die Zwei-Meter-Riesen um 2,15-Mann Dainis Kristopans. Und dahinter steigerte sich auch Andreas Wolff im Tor der Kieler. Er stoppte nacheinander Ntanzi, Forsell Schefvert und Darmoul. Großartig, wie sich der Torwart nach seiner Verletzung (Rückenblockade) aus dem Spiel in Montpellier in den Dienst der Mannschaft stellte, zum starken Rückhalt wurde. "Da sind natürlich ein paar Schmerzen", erklärte der Nationaltorhüter, "das ist aber nicht so schlimm, es ist eben Handball. Allen im Team zwickt es irgendwo. Aber wir haben eine großartige medizinische Abteilung, die haben es wieder einmal prima hinbekommen. In ein paar Tagen werde ich wieder komplett fit sein."
Vorne liefs jetzt auch runder. Harald Reinkind schmetterte seine Würfe in den Winkel, á Skipagötu war kaum zu stoppen, und Johansson drehte ebenfalls auf: Mit einem 4:0-Lauf führten die Kieler nach 15 Minuten erstmals mit drei Toren, lagen mit 8:5 vorne. Die starken Gäste hielten erst einmal - wie erwartet - dagegen. Drosten und Darmoul trafen, brachten die MT wieder heran. Ein Raunen ging dann durch das begeisterte THW-Publikum, als Johansson den Ball mit einem fantastischen "Hammer" - aus der Hüfte abgezogen - zum 10:7 in die Gästemaschen drosch. Die Zebras glänzten weiter in der Abwehr, warfen sich den Rückraum-Riesen um Kristopans in den Weg. Und als Zerbe per Siebenmeter, Lukas Laube nach einem unfassbaren à Skipagötu-Pass über die Hände von Kristopans hinweg vom Kreis und Johansson aus dem Rückraum für einen weiteren 3:0-Lauf sorgten, hatten sich die Kieler in der 27. Minute auf einen beruhigenden Fünf-Tore-Vorsprung abgesetzt: 14:9.
Doch das war es noch nicht in Halbzeit eins: Forsell Schefvert und Marchan trafen für die konsequent im Sieben-gegen-Sechs spielenden Hessen, nur noch 14:11 für den THW. Die Kieler aber drehten kurz vor dem Pausenpfiff noch einmal auf: Rune Dahmke veredelte einen Ballklau von Kapitän Domagoj Duvnjak, Lukas Zerbe setzte den Tempogegenstoß in letzter Sekunde der ersten Halbzeit in die leeren MT-Maschen. 17:12. Kristopans läutete dann den Torreigen der zweiten Halbzeit ein, traf zum 17:13. Die Antwort kam von Harald Reinkind, der zum vierten Mal traf. Nach seiner nahezu einjährigen Verletzungspause wird er wieder zum Faktor, bestritt sein bisher bestes Spiel im THW-Trikot nach seiner Leidenszeit. Es ging jetzt hin und her. Zumeist legten die Zebras vor, Melsungen antwortete. Wichtig, dass Andreas Wolff in dieser Phase den Siebenmeter des ansonsten sicheren Strafwurfschützen Florian Drosten abwehrte. So gossen die Zebras ihren Fünf- oder Vier-Tore-Vorsprung in Beton.
Sie mussten jetzt allerdings um jeden ihrer Torerfolge kämpfen. Elias Ellefsen á Skipagötu machte in der Mitte Tempo, wurde häufig unsanft gebremst, traf aber immer dann, wenn Melsungen auf Tuchfühlung herankam. Verantwortlich für die Aufholjagd war vor allem Drosten, der seine Strafwürfe jetzt eiskalt verwandelte und auch per Tempogegenstoß mehrfach erfolgreich war. So traf der MT-Rechtsaußen in der 48. Minute zum 20:24. Gut, dass Wolff dann gegen den frei vor ihm auftauchenden Timo Kastening rettete. Es blieb bei der Vier-Tore-Führung. Zerbe sorgte dann nach 53 Minuten für Jubel, als er auch seinen fünften Siebenmeter (nach Foul an Johansson) sicher im MT-Tor unterbrachte. Als á Skipagötu dann zwei Minuten vor dem Schlusspfiff mit energischem Solo zum 30:26 traf, war die Partie entschieden. Der verdiente Kieler Sieg geriet nicht mehr in Gefahr.