HBL
Krimi am Freitagabend: Recken ringen Lemgo knapp nieder
TSV Hannover-Burgdorf vs. TBV Lemgo Lippe - Game Highlights
Foto: Guenther
Vor erneut 9.900 Zuschauern bewiesen die RECKEN einmal mehr, dass ihnen in dieser Saison die Crunchtime liegt. Angeführt von Renars Uscins, der zehn Treffer beisteuern konnte, gewann die TSV Hannover-Burgdorf mit 30:29 gegen den TBV Lemgo Lippe. Zur Halbzeit lag das Team von Cheftrainer Christian Prokop knapp mit 13:14 im Rückstand.
Die TSV Hannover-Burgdorf startete mit Geburtstagskind Joel Birlehm im Tor, der gleich zu Beginn mit zwei Paraden aus den ersten zwei Versuchen auf sein Tor – darunter ein Siebenmeter gegen Samuel Zehnder – ein erstes Ausrufezeichen setzte. Beflügelt von diesem gelungenen Auftakt erspielte sich die Mannschaft nach knapp fünf Minuten eine 3:1-Führung, die Vincent Büchner kurz darauf sogar auf 5:2 (7:51 Minuten) ausbauen konnte. Diese Führung erwies sich jedoch nicht als dauerhaft: In der 13. Spielminute glich Niels Versteijnen zum 6:6 aus, ehe Samuel Zehnder per Siebenmeter den ersten Rückstand der Hannoveraner zum 6:7 herbeiführte. Zwar konnten Renars Uscins beim 7:7 und der an diesem Abend auffällig spielende Vlad Kulesh beim 8:8 jeweils noch einmal ausgleichen, doch ab diesem Zeitpunkt übernahmen die Gäste aus Ostwestfalen zunehmend die Kontrolle.
Mit einer für viele Zuschauer ungewöhnlichen Formation, bei der sie über weite Strecken mit vier Rückraumspielern und ohne klassischen Kreisläufer agierten, bauten sie ihren Vorsprung kontinuierlich aus – über 8:10, 9:11 und 10:12 bis hin zum 10:13 durch Lukas Hutecek rund fünfeinhalb Minuten vor der Pause. Trainer Christian Prokop reagierte früh und zog beim 8:10 seine erste Auszeit. Im Anschluss kam Simon Gade ins Tor, der zunächst mit einer Parade auf sich aufmerksam machte, dann jedoch einige Bälle passieren lassen musste. Erst beim Stand von 12:14 konnte er mit einer starken Reaktion gegen Jarnes Faust von der Außenposition erneut glänzen. Die Schlussphase der ersten Halbzeit gestaltete sich turbulent: Nach einem Ballverlust im Angriff verfehlte Jan Brosch das verwaiste Tor der Gastgeber. Zuvor war Thomas Solstad mit einer Zwei-Minuten-Strafe vom Feld gestellt worden, weshalb die Niedersachsen den eigenen Angriff in Gleichzahl bestritten und das Tor dementsprechend leer blieb. In der Folge entschieden die Schiedsrichter auf beiden Seiten jeweils auf Stürmerfoul. Kurz vor der Halbzeitsirene parierte Constantin Möstl einen Wurf von Marius Steinhauser, doch ein Steal und ein anschließendes Tor von Uscins brachte den 13:14-Anschlusstreffer – 17 Sekunden vor dem Pausenpfiff. Im Gegenzug verpasste der TBV in Person von Niels Versteijnen eine mögliche Reaktion: Sein Zuspiel auf den Linksaußen landete im Toraus, sodass es mit 13:14 in die Pause ging.
Wie bereits im ersten Durchgang erwischten die RECKEN den besseren Start in die zweite Halbzeit. Bereits 30 Sekunden nach Wiederanpfiff stellte Kulesh den Ausgleich zum 14:14 her. Nur eine Minute später brachte Leve Carstensen den TBV Lemgo Lippe mit dem 13:14 ein letztes Mal in Führung. Ein wesentlicher Faktor für die anschließende Wende war Torhüter Gade, der mit einer Quote von 31 % gehaltener Bälle überzeugte. Nach dem 15:15-Ausgleich durch Kapitän Steinhauser parierte Gade zunächst gegen Hendrik Wagner und kurz darauf erneut gegen Rechtsaußen Faust. Trotz einer zwischenzeitlichen 17:15-Führung der RECKEN konnte Lemgo in der 37. Minute zum 17:17 ausgleichen. Kurz zuvor hatte Marian Michalczik nach Videobeweis eine Zwei-Minuten-Strafe erhalten. Nach dem 18:18-Ausgleich durch Lukas Hutecek in der 40. Minute sorgte Steinhauser nur 62 Sekunden später mit dem 20:18 erneut für eine Zwei-Tore-Führung. Diese hatte auch beim 21:19 und 22:20 durch Justus Fischer Bestand.
Doch Lemgo schlug zurück: Ein Doppelschlag der Gäste stellte nach knapp 47 Minuten den erneuten Ausgleich zum 22:22 her. Trainer Christian Prokop reagierte und setzte in der Offensive gezielt auf das Überzahlspiel im Sieben-gegen-Sechs mit zwei Kreisläufern – Fischer und Solstad. Rund zehn Minuten vor dem Ende brachte Fischer mit einem Ballgewinn in der Abwehr die ausverkaufte Arena zum Kochen. Im anschließenden Gegenstoß stellte Steinhauser das 24:22 her. Die Freude unter den TSV-Anhängern währte jedoch nur kurz: Vier Minuten später egalisierte Versteijnen erneut zum 25:25. Kurz zuvor, nach 52:06 Minuten, musste Hannes Feise das Spielfeld nach erneuten Videostudium der Schiedsrichter mit einer roten Karte verlassen, da er seinen Gegenspieler Hutecek im Gesicht traf. Zwar geriet die TSV Hannover-Burgdorf in der Schlussphase nicht mehr in Rückstand, doch gelang auch keine Führung mit mehr als einem Treffer. Den entscheidenden Treffer zum 30:29-Endstand erzielte schließlich Uscins 49 Sekunden vor dem Schlusspfiff per Siebenmeter, nachdem er von Hutecek gefoult worden war. Hutecek sah für diese Aktion, erneut nach Videobeweis, die Rote Karte. Die Abwehr der RECKEN stand in den verbleibenden Sekunden sicher – ein weiterer Gegentreffer blieb aus.