Altes vom Hexxer: Stefan Henrichs einsamer Jubel – Die Einführung der Play Offs im Handball (25. April 1990)

Der Essener lässt sich auch zu provokanten Gesten gegenüber den Zuschauern im Lemgoer Lüttfeld hinreißen. Aber Henrich ist der Einzige in der Halle, der entrückt jubelt, obwohl der TUSEM doch ein Tor mehr auf dem Konto hat. Die Zuschauer feixen eher. „Stefan dachte, das Spiel ist vorbei“, erinnert sich der aktuelle Sky-Experte Martin Schwalb, der eben an diesem 25. April 1990 einer der Mitspieler Henrichs war. „Wir mussten ihm dann erst in aller Ruhe beibringen, dass eine Verlängerung zwei Halbzeiten hat und noch fünf Minuten zu spielen waren.“ Auch mancher Handballer musste sich also an das Play-Off-System, das in der Saison 1989/90 in der Bundesliga eingeführt wurde, erst gewöhnen. Am Ende verlor der TUSEM das zweite Playoff-Spiel im Viertelfinale mit 25:26 nach zweimaliger Verlängerung. Damit war der Titelverteidiger, der das Auftaktspiel mit 21:23-Toren verloren hatte, ausgeschieden. Und  Klaus Schorn fühlte sich bestätigt. Der TUSEM-Manager hatte als einziger seiner Bundesligakollegen gegen dieses Playoff-System votiert, weil er es als unfair empfand. „Wir hätten den Titel einfach verdient gehabt, weil wir eine so gute Punktrunde gespielt haben“, schwante Schorn schon vor dem Auftakt in die Playoffs Böses. Fünf Punkte hatte der TUSEM in der Abschlusstabelle vorn gelegen und war, als Torwart Stefan Hecker im letzten Spiel der Punktrunde in Kiel wegen einer Knieverletzung ausfiel, vor den Finalspielen entscheidend gehandicapt worden. Am Ende triumphierte der TV Großwallstadt bei der Playoff-Premiere. „Klaus Schorn ist noch wochenlang Amok gelaufen“, erinnert sich Schwalb. Vielleicht ahnte der Manager, dass es nichts mehr werden würde mit der vierten Meisterschaft für TUSEM Essen. Denn auch als die Playoffs 1992 wieder abgeschafft wurden, war die große TUSEM-Ära zu Ende.

Foto: Jubelnder Stefan Henrich (Handballwoche)