Titelchance bei 75 Prozent: Drei HBL-Klubs kämpfen um die European-League-Krone

Schaffen die Füchse Berlin die Titelverteidigung? Feiern die Rhein-Neckar Löwen den zweiten internationalen Titel? Oder gewinnt die SG Flensburg-Handewitt die fünfte unterschiedliche Europapokaltrophäe? Diese Fragen werden am Wochenende in der Barclays Arena in Hamburg beantwortet, wo gleich drei Teams aus der LIQUI MOLY HBL beim Final Four um den Titel in der EHF European League kämpfen.
Seit 2013 gibt es das Finalturnier auch im zweitwichtigsten EHF-Wettbewerb unterhalb der Champions League und zum vierten Mal nach 2017, 2018 und 2021 stehen gleich drei Mannschaften aus der LIQUI MOLY HBL in den Halbfinals. Vierter Kontrahent ist der rumänische Meister Dinamo Bukarest, der im ersten Halbfinale am Samstag (15.00 Uhr, live bei Dyn) auf die SG Flensburg-Handewitt trifft. Danach (18.00 Uhr, live bei Dyn) geht es im HBL-internen Duell zwischen Füchsen und Löwen um den zweiten Finalteilnehmer.
Die Serie deutscher Vereine in der Siegerliste in EHF-Pokal/European League ist schier unendlich: Seit 2004 gab es 18 deutsche Sieger, von 2004 bis 2013 sogar zehnmal in Folge. Insgesamt waren 22 deutsche Teams seit 1994 erfolgreich. Einzig Pick Szeged (2014) und Benfica Lissabon (2022) brachen in den letzten 20 Jahren in die deutsche Phalanx ein.
Rekordsieger sind der SC Magdeburg, der THW Kiel und FRISCH AUF! Göppingen mit je vier Titeln – diese Anzahl könnten am Sonntag auch die Füchse aus Berlin erreichen, die 2015, 2018 und 2023 den EHF-Pokal, beziehungsweise die European League gewannen. Nachdem die Füchse am vergangenen Wochenende mit dem Sieg gegen die Recken und der gleichzeitigen Flensburger Niederlage in Eisenach die Qualifikation zur Champions League erreicht haben, wollen sie nun die Trophäe verteidigen.
Dagegen haben die Rhein-Neckar Löwen etwas – auch wenn sie seit über sieben Jahren alle Spiele gegen die Füchse verloren haben, inklusive des European-League-Halbfinals in heimischer Halle im Jahr 2021. Als erste Mannschaft überhaupt schaffte es das Team von Trainer Sebastian Hinze aus der Qualifikation (gegen Vardar Skopje) bis zum Finalturnier.
Gestartet mit sieben Siegen in Serie, folgten zwei Niederlagen zum Abschluss der Gruppenphase (gegen Nantes) und zum Start der Hauptrunde (in Zabrze/Polen). Dann gab es aber weitere sechs Siege in Folge, unter anderem zweimal gegen die Recken aus Hannover-Burgdorf, den einzigen deutschen Verein, der das Viertelfinale verpasste. In der Runde der letzten acht sicherte Torwart David Späth mit insgesamt 31 Paraden in Hin- und Rückspiel gegen Sporting Lissabon das Ticket zum dritten Finalturnier nach 2013 (Titel in Nantes) und 2021 (dritter Platz in Mannheim). „In einem Spiel kann alles passieren“, hofft Niclas Kirkelökke, der sowohl in der European League als auch der LIQUI MOLY HBL bester Löwen-Werfer ist.
„Vorherige Resultate zählen bei einem solchen Turnier nicht“, mahnt auch Füchse-Rückraumspieler Fabian Wiede, der wie Paul Drux an allen Titeln der Hauptstädter seit 2014 (DHB-Pokal) beteiligt war. Die Füchse, die ihr achtes Finalturnier in europäischen Wettbewerben bestreiten, waren in der aktuellen Saison das einzige Team, das alle sechs Gruppenspiele gewann. Dann leisteten sie sich aber zwei Niederlagen gegen Sporting Lissabon, verpassten die direkte Qualifikation fürs Viertelfinale, umschifften die Achtelfinal-Klippe Kadetten Schaffhausen aber souverän. Im Viertelfinale trafen die Füchse auf den Mitfavoriten Nantes, erreichten im Hinspiel zuhause ein glückliches 33:33, gewann in Westfrankreich aber deutlich mit 37:30.
Zum Abschied aus der Hauptstadt träumt Hans Lindberg, der beste HBL-Torschütze aller Zeiten, von seinem vierten internationalen Titel nach der Champions League (2015 mit Hamburg), dem EHF-Pokal (2018) und der European League (2023, beide mit Berlin). Spannend wird auch das Halbfinal-Duell der U21-Weltmeister Späth (Löwen) gegen die Füchse Tim Freihöfer, Nils Lichtlein und Matthes Langhoff, die allesamt beim EL-Triumpf im Vorjahr in Flensburg schon auf dem Feld standen.
Dort wäre auch gerne die SG als Gastgeber aufgelaufen – doch sensationell scheiterte man gegen Granollers im Viertelfinale und war nur Zuschauer. Mit einem Jahr Verspätung geht die SG nun eine spezielle Mission an, den Sieg im fünften verschiedenen EHF-Wettbewerb: 1997 gewann sie den EHF-Pokal, 1999 den City Cup, 2001 und 2012 den Europapokal der Pokalsieger und als Krönung 2014 die Champions League – zehn Jahre nach dem historischen Erfolg im letzten rein deutschen CL-Finale gegen den THW Kiel in Köln will der Tabellendritte der HBL nun Trophäe Nummer fünf mit nach Hause nehmen.
Rein rechnerisch ist Flensburg die erfolgreichste deutsche Mannschaft dieser European-League-Saison, als einziges HBL-Team wurde die SG Gruppensieger in der Hauptrunde, übersprang so das Achtelfinale – und legte im Viertelfinale mit einem 41:30-Auswärtssieg bei Recken-Bezwinger Sävehof aus Schweden den Grundstein zum erstmaligen Erreichen der EHF-Finals der Klubgeschichte.
Und zumindest an den Trainer von Halbfinal-Kontrahent Dinamo Bukarest haben die Flensburger beste Erinnerungen: Xavi Pascual war 2014 Trainer des FC Barcelona, als der CL-Rekordsieger das historische Halbfinale von Köln nach Siebenmeterwerfen gegen die SG verlor. Nach 38 Titeln, darunter drei Champions-League-Siegen, mit dem FC Barcelona wechselte Pascual 2021 nach Bukarest – und nahm zahlreiche Barca-Stars mit wie Luka Cindric, Ali Zein oder den mittlerweile ausgeliehenen Cedric Sorhaindo. Für Bukarest ist es überhaupt erst das zweite Europapokal-Halbfinale nach 2004, als man im EHF-Pokal gegen Altea aus Spanien verlor. Und wer gewann den Titel? Der THW Kiel, der genau damals die deutsche Siegesserie im Wettbewerb startete.
European-League-Finalturnier in Hamburg (alle Spiel live bei Dyn)
Samstag, 25. Mai, Halbfinals:
15.00 Uhr: SG Flensburg-Handewitt vs. Dinamo Bukarest
18.00 Uhr: Rhein-Neckar Löwen vs. Füchse Berlin
Sonntag, 26. Mai, Finaltag:
15.00 Uhr: Spiel um Platz drei
18.00 Uhr: Finale
Foto: Anderson-Jensen