Sieg im deutschen Duell der EHF Champions League: Kiel sichert sich Bronze, Barcelona den Titel

Den Traum vom dritten rein deutschen Finale in der Geschichte der EHF Champions League nach 2007 und 2014 mussten sich die beiden Vertreter der LIQUI MOLY HBL bereits nach den Halbfinals begraben – und so trafen sich der THW Kiel und der entthronte Titelverteidiger SC Magdeburg am Sonntag drei Stunden früher als erhofft auf dem Feld der LANXESS arena. Platz drei sicherte sich schließlich der THW mit einem 32:28-Erfolg, den Titel holte sich der FC Barcelona nach einem 31:30-Finalsieg gegen Aalborg.
Der SC Magdeburg beendete die Champions-League-Saison so, wie man sie begonnen hatte – mit zwei Niederlagen (seinerzeit gegen Barcelona und Veszprem). Das Halbfinale des SCM gegen Aalborg Handbold aus Dänemark war hingegen dramatisch bis zum Schluss. 58:30 Minuten hatte keine Mannschaft mit mehr als einem Treffer Unterschied vorne gelegen, die Führung wechselte konstant – und Aalborg feierte am Ende einen knappen, aber verdienten 28:26-Sieg, mit dem man zum zweiten Mal nach 2021 ins Finale der Königsklasse einzog. Entscheidend war Aalborgs Defensive, die den Angriffswirbel der Magdeburger fast völlig unterband. Kiel stand vor allem Barcelonas dänischer Torwart Emil Nielsen im Weg, der fast 47 Prozent aller THW-Würfe entschärfte.
Im Finale war erneut Nielsen in der entscheidenden Phase stark, dennoch blieb die Partie spannend bis zum letzten Wurf. Erst als jener direkte Freiwurf mit dem Abpfiff von Aalborgs Superstar Mikkel Hansen an der Latte und nicht im Tor landete, war das dramatische Endspiel entschieden. Mit einem 31:30 (15:15) feierte der FC Barcelona seinen insgesamt elften Titel in der Königsklasse und den fünften in Köln nach 2011, 2015, 2021 und 2022. Der künftige Kieler Gonzalo Perez de Vargas ist einer von zwei Spielern, die an allen Trophäen in Köln beteiligt waren. Im Barca-Kader stehen in Hampus Wanne und Jonathan Carlsbogard auch zwei ehemalige HBL-Spieler. Trainer Carlos Ortega, der nun an acht CL-Trophäen beteiligt war (sechs als Spieler, zwei als Trainer) coachte zuvor die Recken der TSV Hannover-Burgdorf.
Am Rande des Finalturniers gab die EHF bekannt, dass in der LANXESS arena Köln langfristig der Champions-League-Sieger ermittelt wird – der bis 2026 laufende Vertrag wurde bis 2029 verlängert – das ist dann das 20. Finalturnier in Folge in jener Arena, wo seid 2023 auch das REWE Final4 ausgespielt wird.
Nachdem es vor zwei Wochen beim Finalturnier der European League in Hamburg noch ein rein deutsches Endspiel gegeben hatte, dass die SG Flensburg-Handewitt mit 37:33 gegen die Füchse Berlin gewann, muss die HBL weiter auf den neunten Sieg in der Königsklasse warten. Kiel hatte 2007, 2010, 2012 und 2020 gewonnen, der SCM 2002 und 2023 sowie Hamburg (2013) und Flensburg (2014). Vor allem beim THW, der gegen Barcelona ganz schwach gespielt hatte, überwog dann aber doch die Freude über Platz drei – nach Rang vier in der Liga und dem frühen Pokal-Aus gegen Wetzlar: „Ich bin froh, dass wir dieses Spiel gewonnen und eine bessere Leistung als im Halbfinale gezeigt haben und froh, dass diese Saison jetzt vorbei ist“, sagte Trainer Filip Jicha, der nach dem Halbfinale noch völlig geschockt gewesen war. „Das war schon extrem schwer nach dieser Halbfinal-Niederlage, aber wir sind stolz, dass wir die Bronzemedaille haben. Das war ein positiver Abschluss für eine mehr als durchwachsene Saison“, ergänzte Nationalspieler Rune Dahmke, Kreisläufer Patrick Wiencek blies ins gleiche Horn: „Wir sind glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben – vor allem für Steffen Weinhold und Niclas Ekberg, die wir so mit einem Sieg verabschieden konnten. Aber natürlich lief die Saison nicht so, wie wir uns das gewünscht hatten.“
Beim SC Magdeburg, der zuvor die Titel als Vereinsweltmeister, beim REWE Final4 als DHB-Pokalsieger und als Deutscher Meister gefeiert hatte, war man hingegen enttäuscht, wenn auch nur teilweise: „Wir haben drei Titel gewonnen, darüber sind wir super-glücklich, aber wir sind unglücklich, wie das Turnier in Köln gelaufen ist. Das war nicht der SC Magdeburg, wie wir ihn kennen. Die Neun-Tore-Hypothek zur Pause gegen Kiel war zu groß, aber wir haben bis zum Schluss gekämpft. Und wie Filip bin ich auch froh, dass diese lange, harte Saison nun vorbei ist. Nun haben wir ein paar Wochen Zeit, um Kräfte zu sammeln für die neue Saison“, sagte Trainer Bennet Wiegert, der frisch gekürte „Trainer des Jahres“ in der LIQUI MOLY HBL. Mit entscheidend für die beiden Niederlagen in Köln waren sicher auch die jeweils frühen Roten Karten für Abwehrchef Christian o’Sullivan. Gegen Aalborg reichten selbst zehn Tore des überragenden Isländers Omar Ingi Magnusson nicht zum Erfolg.
Mit 13 Siegen in 18 CL-Spielen legte Magdeburg trotz der finalen Enttäuschung dennoch eine starke Saison in der Königsklasse hin. Und auch in der nächsten Spielzeit wird der SCM die HBL gemeinsam mit Vizemeister Füchse Berlin in der Königsklasse vertreten. Diese beiden Mannschaften werden die neue Saison mit dem Super Cup am 31. August im PSD BANK DOME in Düsseldorf auch eröffnen. In der kommenden European League-Spielzeit ist die HBL mit den früheren Champions-League-Siegern aus Kiel und Flensburg sowie der MT Melsungen und dem VfL Gummersbach wieder vierfach vertreten.
Foto: Klahn