HBL
Miro Schluroff: „Es ist schon ziemlich lange her, dass der VfL zum letzten Mal Tabellenzweiter war“

Foto: Ising
Der VfL Gummersbach ist derzeit Tabellenzweiter und mit 38 Treffern hat Miro Schluroff großen Anteil am Aufschwung der Oberbergischen. Die aktuelle Tabelle will der Nationalspieler nicht überbewerten, hofft aber auf Platz fünf im Endklassement.
Nein, die aktuelle Tabelle der DAIKIN Handball-Bundesliga hat sich Miro Schluroff noch nicht ausgeschnitten oder eingerahmt. „Das ist eine schöne Momentaufnahme, das sieht gut aus, aber wir sind realistisch genug, um zu wissen, dass die Saison noch lange ist.“ Aktuell ist Schluroffs Verein VfL Gummersbach mit 14:4 Punkten Tabellenzweiter, nur die SG Flensburg-Handewitt steht über den Oberbergischen. „Ich glaube, es ist schon ziemlich lange her, dass der VfL zum letzten Mal Tabellenzweiter war“, sagt Schluroff.
Für den Nationalspieler ist es vor allem die Breite des Kaders, die seinen Club aktuell so stark macht – und dass alle Spieler so weit fit sind: „Wir hatten auch in den letzten Jahren einen guten Kader. Aber zum Beispiel in der Hinrunde der Vorsaison haben wir wegen Verletzungen fast durchgehend mit nur drei Rückraumspielern spielen müssen. Jetzt haben wir nicht nur einen breiten Kader, sondern auch deutlich an Qualität gewonnen.“
Dazu zählen vor allem die beiden neuen Halbrechten Kay Smits und João Gomes. „Kay bringt eine unglaubliche Erfahrung mit. Er hat so ziemlich alle Titel auf Clubebene schon gewonnen. Und er bringt Ruhe in unser Spiel, wenn wir zu hektisch sind. Er ist ein idealer Tempogeber – und zudem noch ein richtig netter Kumpel“, lobt Schluroff den Niederländer, der zu dieser Saison aus Flensburg kam und aktuell mit 40 Treffern bester VfL-Werfer ist, vor dem Trio Schluroff, Milos Vujovic (beide 38) und Julian Köster (35).
Die Gummersbacher waren wie im Vorjahr mit einem Auswärtssieg in Hannover gestartet, dann folgten unter anderem Heimsiege gegen die MT Melsungen und die Füchse Berlin. „Gegen den Meister hat bei uns alles geklappt, das war schon etwas Besonderes“, sagt Schluroff, fügt aber gleich an: „Dafür haben wir auch in Lemgo und Eisenach verloren.“
Nachdem die Gummersbacher in der vergangenen Saison den Spagat zwischen DAIKIN HBL und European League meistern mussten, können sie sich dieses Jahr ganz auf die nationalen Wettbewerbe konzentrieren: „Dieses Reisen und die vielen Spiele waren schon eine Belastung, gleichzeitig ist es unser Ziel, langfristig international zu spielen. Dafür brauchen wir eben diesen breiten Kader, den wir jetzt haben“, sagt Schluroff, der 2022 aus Minden zum VfL kam und unter Trainer Gudjon Valur Sigurdsson zum Nationalspieler wurde.
Sein Debüt im DHB-Dress hatte er im März 2025 in der EM-Qualifikation gegen Österreich, an der Seite seines Gummersbacher Kapitäns Julian Köster. „Julian und ich sind beste Kumpels, aber darum geht es nicht auf dem Feld. Wir harmonieren und ergänzen uns einfach prächtig, jeder weiß, was der andere macht. Aktuell spielen wir nebeneinander, er auf der Mitte, ich im linken Rückraum – das passt einfach“, sagt der im österreichischen Bregenz geborene Rückraumspieler, der sich mit der Zeit eine immer wichtigere Rolle im VfL-Team erarbeitet hat: „Ich trage gerne diese Verantwortung, ich kenne meinen Stellenwert und gehe gerne voran.“
Auch dass die Fans zu den Heimspielen strömen und für eine echte Begeisterung rund um den Traditionsclub sorgen, ist für Schluroff ein Faktor: „Bei uns herrscht immer eine tolle Atmosphäre, die Fans identifizieren sich mit dem Verein, unterstützen uns absolut. Da merkt man diese echte Leidenschaft für den Handball.“
Mit den Fans sowie der Breite und Qualität im Kader soll es hoch hinaus gehen: „Viele trauen uns mehr zu als in der vergangenen Saison, und unser Start spiegelt das ja auch wider. Wir wollen uns oben festsetzen und uns erst einmal hinter den Top-4 etablieren. Irgendwann wollen wir diese Topteams dann angreifen“, sagt Schluroff. Timo Kastening hatte erst kürzlich im Interview gesagt, dass „Gummersbach die Rolle von Melsungen in der Vorsaison einnehmen kann“. Das gefällt Schluroff: „Genau so wollen wir uns präsentieren.“ Melsungen wurde vergangene Spielzeit Dritter, Schluroff würde sich in der Saison 2025/26 schon über Platz fünf freuen: „Das können wir schaffen, wenn wir alle fit bleiben und keiner langfristig ausfällt. Momentan spielen wir einen richtig guten Handball.“
Am Sonntag (16.30 Uhr, live bei Dyn) gastiert der VfL beim Handball Sport Verein Hamburg – nicht unbedingt Schluroffs Lieblingsgegner: „Spiele gegen Hamburg sind irgendwie eklig, das ist immer unglaublicher Kampf. Letztes Jahr hatten wir zum ersten Mal dort gewonnen, das wollen wir nun wiederholen, aber auch die Hamburger haben sich gut verstärkt. Um diese unangenehmen Spiele zu gewinnen, müssen wir schon 110 Prozent geben.“