HBL
Vollstrecker und Vorbereiter – der Traumstart von Elias Ellefsen á Skipagøtu

Foto: Klahn
Mit 45 Treffern ist Elias Ellefsen á Skipagøtu aktuell zweitbester Torschütze der DAIKIN HBL – der Färinger ist einer der Gründe, warum der THW Kiel nach zwei Jahren erstmals wieder Tabellenführer ist.
Der Handball Super Cup war das Signal, und seither ist Elias Ellefsen á Skipagøtu nicht mehr zu bremsen. Acht Tore steuerte der Färinger in München für den THW Kiel bei, der dennoch nach Siebenmeterwerfen im Super-Cup-Duell mit Meister Berlin den Kürzeren zog. „Elias hat ein überragendes Spiel gemacht“, lobte seinerzeit schon THW-Trainer Filip Jicha. Und genau jenes Zitat könnte man seither nach jedem Spiel zur Leistung des Rückraumspielers schreiben. Mit 45 Toren und 15 Assists hat Elias Ellefsen á Skipagøtu sehr großen Anteil daran, dass der THW erstmals seit September 2023 wieder Tabellenführer in der DAIKIN Handball-Bundesliga ist.
„Es ist toll, dass wir ganz oben stehen, und jetzt wollen wir solange wie möglich da oben bleiben“, sagt der 23-Jährige, der seine dritte Saison in Kiel bestreitet. Vor allem zwei Partien drückte er seinen Stempel auf: Beim 27:25 gegen den HSV Hamburg erzielte er elf Tore, beim 40:34-Erfolg in Hannover waren es gar 14 Treffer von Ellefsen á Skipagötu. „Ich fühle mich momentan richtig gut, bin nicht angeschlagen, es läuft. Und ich spiele sehr viel“, erklärt er kurz und knapp seinen Traumstart in die Saison 2025/26, schiebt aber gleich nach: „Wichtiger ist, dass wir noch keinen Minuspunkt haben.“
Über seine eigene Leistung spricht der Färinger nicht so viel: „Es sind erst fünf Ligaspiele absolviert, da kann noch nichts sagen.“ Dass er allerdings quasi in Doppelfunktion im Kieler Rückraum – als Vollstrecker und Vorbereiter - unterwegs ist, findet er gut: „Erst einmal muss ich Torgefahr ausstrahlen, nur so kann ich Räume für meine Mitspieler schaffen und sie in gute Positionen bringen – oder selber werfen.“
In der vergangenen Spielzeit waren die Kieler von einer langen Verletztenliste geplagt, speziell im Rückraum, nun sieht das anders aus: „Irgendeiner fehlte letztes Jahr immer. Wenn der eine fit war, verletzte sich der andere. Nun haben wir zumindest im Rückraum alle Mann an Bord, und das zeigt sich auch an unseren Spielen“, sagt Ellefsen á Skipagøtu. „Er ist topfit. Er hat sehr, sehr gut gearbeitet im Sommer, nachdem er in den vergangenen Jahren immer wieder mit ein paar Verletzungen zu kämpfen gehabt hat", sagt THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: „Elias hat grade richtig Spaß am Handball.“
Noch mehr Lob gab es von Kapitän Domagoj Duvnjak: „Was Elias diese Saison spielt, das ist unfassbar. Es macht Spaß, ihn zu sehen, wirklich. Der Junge hat eine ganze Vorbereitung mitgemacht, das war nicht immer der Fall in den letzten Jahren. Er ist fit, er hat richtig viel Selbstvertrauen und ich hoffe, dass das so bleibt“, sagte der Kroate bei Dyn nach dem 41:34-Sieg in Leipzig am vergangenen Spieltag.
Aktuell erfüllt Elias Ellefsen á Skipagøtu die Führungsrolle, die man sich vom ihn erhofft hatte. Bei der U21-WM 2023 in Deutschland war er ins Allstar-Team berufen worden, hatte seinerzeit schon zwei Jahre beim schwedischen Spitzenklub Sävehof gespielt. Nun überragt der Färinger vor allem in Eins-gegen-Eins-Situationen und mit hohem Tempo, das sich auf die gesamte Spielweise der Kieler auswirkt. Mit 173 Treffern stellt der THW den zweitbesten Angriff der Liga hinter Flensburg (182).
Am (heutigen) Donnerstag sind die Kieler Gastgeber von Aufsteiger GWD Minden, danach folgen vier wegweisende Partien bis zur Nationalmannschaftspause Ende Oktober gegen die Rhein-Neckar Löwen, in Flensburg, gegen Melsungen und in Gummersbach. „Es ist unser Ziel, dass wir danach immer noch oben stehen“, sagt Ellefsen á Skipagøtu. Dazwischen ist dann auch noch der Hammer-Auftakt in der European League gegen den diesjährigen Finalisten aus Montpellier, gegen den die Kieler im Mai das Halbfinale verloren hatten.
„Natürlich wollen wir wieder in die Champions League. Wir haben definitiv eine sehr gute Mannschaft, die oben mitspielen kann. Der gute Start war wichtig, bedeutet aber nichts mehr, wenn du die nächsten Spiele nicht auch gewinnst. Am besten machen wir einfach so weiter wie bisher“, lautet das simple Motto von Elias Ellefsen á Skipagøtu.
Der durfte im Sommer mit seinem Cousin Oli Mittun jubeln, der als MVP und Torschützenkönig die Färöer zur ersten Medaille bei einem internationalen Handballturnier führte – Bronze bei der U21-Weltmeisterschaft. „Im ganzen Land bei uns herrscht eine Handball-Euphorie, alle freuen sich jetzt schon auf die Europameisterschaft im Januar, nachdem wir die WM 2025 leider verpasst hatten.“ Im Januar 2024 war jeder zehnte Einwohner des Inselstaats als Zuschauer in Berlin, als die Färöer ihre erste EM spielten, über 5000 Fans von den 17 Inseln, auf denen insgesamt 52.000 Menschen leben. Dass aber das Interesse an ihm – nach dem Traumstart in die neue Saison - gestiegen wäre, das hat „Skippy“ nicht gemerkt.