HBL
ÜberZahl – Die Zahlenkolumne: Elias Ellefsen á Skipagøtu, der neue Dreh- und Angelpunkt des THW Kiel

Normalerweise werden an dieser Stelle erst gegen Ende der Saison die meistverbesserten Spieler genau betrachtet. Doch Elias Ellefsen á Skipagøtus Leistungssteigerung und Aufstieg zum Dreh- und Angelpunkt des Rekordmeisters stechen schon jetzt so stark hervor, dass Datenanalyst Julian Rux den Färinger in der neuen Ausgabe von „ÜberZahl“ genau analysiert.
Mit 8,3 Toren pro Spiel ist Elias Ellefsen á Skipagøtu sowohl zum besten Torschützen seines Teams aufgestiegen als auch zu einem der besten Scorer der DAIKIN HBL. Lediglich Ómar Ingi Magnússon (10,1) und Mathias Gidsel (8,6) treffen ligaweit noch besser, wobei aus dem Feld lediglich Gidsel vor „Skippy“ steht. Denn beide haben alle ihre Tore ohne einen einzigen Siebenmeter erzielt.
Überall deutlich verbessert
5,3 Tore pro Spiel erzielt er mehr als im Vorjahr, was einer Steigerung um 179,3 Prozent entspricht. Kein anderer Spieler kommt auf einen so hohen Wert! Ähnlich sieht es auch bei der offensiven Verantwortung aus. Diese Kennzahl stellt den Anteil an Feldwürfen, herausgeholten Siebenmetern und Ballverlusten am ganzen Team dar. Das zeigt also den Anteil der Angriffe, die ein Spieler von seinem Team beendet hat. Mit +14,6 Prozentpunkten hat Skipagøtu hier ebenfalls die größte Steigerung.
Aber auch allein auf die aktuelle Saison gesehen ist seine offensive Verantwortung mit 27,1 Prozent ligaweit die zweithöchste, ebenfalls hinter Mathias Gidsel, der bereits in den vergangenen beiden Jahren hier den Höchstwert hatte. Mit einer offensiven Verantwortung von 27,1 Prozent wäre er in den vergangenen fünf Saisons (darüber hinaus liegen diese Daten leider nicht vor) an erster Stelle gestanden.

Dies zeigt, dass Skipagøtu nun klar zum Dreh- und Angelpunkt in Filip Jichas System geworden ist. Die nächsten Spieler beim THW haben bei der offensiven Verantwortung zehn oder mehr Prozentpunkte Abstand.
Gründe für die deutliche Steigerung bei den erzielten Toren sind - wie für einen Kandidaten für den „Most Improved Player“ üblich - nicht nur das gestiegene Volumen an Würfen, sondern auch eine Verbesserung in der Wurfquote. Letzte Saison verwandelte Skipagøtu noch 54,4 Prozent seiner Feldwürfe, in der aktuellen Spielzeit sind es 67,3 Prozent. Eine Steigerung um 12,9 Prozentpunkte.
Interessanterweise ist der Grund für die Verbesserung der Wurfquote nicht, dass er aus erfolgversprechenderen Positionen abschließt. Denn basierend auf der Expected-Goals-Systematik ist "Skippys” erwartete Feldwurfquote (basierend auf den Würfen aus der laufenden Saison) mit 58,1 Prozent nur 0,3 Prozentpunkte besser als im Vorjahr. Stattdessen trifft der THW-Spielmacher einfach deutlich besser als erwartet. Vergangene Saison erzielte er noch 5,9 Prozent weniger Tore als erwartet, nun sind es 15,8 Prozent mehr.
Wenig Fehler trotz enormer Schnelligkeit
Was sich beim THW Kiel im Vergleich zum Vorjahr spielerisch am meisten verändert hat – und dies liegt maßgeblich an der größeren Verantwortung Skipagøtus -, ist die deutlich gestiegene Geschwindigkeit im Angriff. 29,7 Sekunden dauern die Ballbesitze der Zebras in der aktuellen Saison im Durchschnitt, was der drittschnellste Wert im Ligaranking ist. Im Vergleich zur vergangenen Saison sind dies 2,3 Sekunden weniger, was nach dem SC Magdeburg die höchste Steigerung ist.
Dass diese Schnelligkeitszunahme auf den 23-Jährigen zurückzuführen ist, kann auch mit Zahlen belegt werden. Denn die durch ihn beendeten Angriffe durch Feldwürfe, herausgeholte Siebenmeter und Ballverluste sind mit durchschnittlich 24,3 Sekunden die fünftkürzesten unter allen 67 Rückraumspielern mit einer offensiven Verantwortung von mindestens 10 Prozent. Auch hier ist allerdings Mathias Gidsel mit 20,1 Sekunden der mit Abstand schnellste.

Von Vorteil ist dabei auch seine Sprintgeschwindigkeit: Nur bei sechs von 147 Rückraumspielern wurde eine höhere Maximalgeschwindigkeit gemessen als bei Skipagøtu (28,3 km/h). Unter den noch Schnelleren ist natürlich auch wieder Welthandballer Gidsel mit 29,8 km/h zu finden. Vor dem Rückraumrechten der Füchse Berlin liegt lediglich noch der auch als Rechtsaußen eingesetzte Teitur Örn Einarsson (30,5).
Bei dieser hohen Geschwindigkeit ist besonders Skipagøtus geringe Fehleranfälligkeit beeindruckend. Mit 1,9 Ballverlusten pro Spiel liegt er trotz der extrem hohen offensiven Verantwortung hierbei nur auf dem 24. Rang.
Noch besser vergleichbar werden die Ballverluste aufgrund der deutlich unterschiedlichen Einsatzzeit und somit Ballaktionen der Spieler, wenn die Ballverluste als Anteil an allen angriffsbeendenden Aktionen (also neben den Ballverlusten noch Feldwürfe und herausgeholte Siebenmeter) betrachtet werden. Unter allen 67 Rückraumspielern mit einer offensiven Verantwortung von mindestens 10 Prozent hat Elias Ellefsen á Skipagøtu mit einem Ballverlust-Anteil von 11,6 Prozent sogar lediglich den achtgeringsten Wert. Darüber hinaus liegt er sogar vor Gidsel, der mit 13,0 Prozent auf Rang 14 steht.
Bei all der Ähnlichkeit zu Gidsel darf nicht vergessen werden, dass Skipagøtu drei Jahre jünger ist. Entsprechend ist es schon an sich eine herausragende Leistung, dass er bei so vielen Werten auf einem ähnlichen Niveau wie der 26-jährige Däne ist. Sollte er diese Leistungen bis zum Ende der Saison nur annähernd bestätigen können, dann wird spätestens wenn es um die „Most Improved Player“ geht, wieder an dieser Stelle von ihm zu lesen sein.
Mehr von Datenanalyst Julian Rux findet ihr auf Handballytics.de. Dort gibt seine neusten Artikel, in denen er aus neuen, datenbasierten Blickwinkeln alle möglichen Themen rund um den Handball analysiert. Ihr findet ihn auch auf Instagram, Bluesky, Threads und den WhatsApp-Kanälen.