HBL
ÜberZahl – Die Zahlenkolumne: Ist der SC Magdeburg schon Meister?

Nach dem überzeugenden Auswärtserfolg in Flensburg hat sich der SC Magdeburg die Tabellenführung zurückgeholt. In der neuen Ausgabe von „ÜberZahl“ ordnet Datenanalyst Julian Rux die aktuelle Stärke der Magdeburger ein – und erklärt, wie realistisch es ist, dass der SCM seine Spitzenposition bis zum Saisonende verteidigt.
Wie gut ist der SC Magdeburg aktuell wirklich?
Wieder einmal stellt der SC Magdeburg den besten Angriff der DAIKIN HBL. Zwar erzielt das Team mit 32,8 Toren pro Spiel nur die viertmeisten Treffer. Aber im Vergleich zu den drei Mannschaften vor ihnen (Flensburg, Berlin und Kiel) spielen die Magdeburger deutlich langsamer. Dadurch haben sie weniger Angriffe und somit auch weniger Chancen, Tore zu werfen.
In einzelnen Spielen haben beide Teams meist ähnlich viele Angriffe, weil jeder Angriff so lange zählt, bis die andere Mannschaft wieder den Ball bekommt. Die SG Flensburg-Handewitt hat mit 57,9 Angriffen pro Spiel das höchste Tempo der Liga. Das sind rund 6,8 Angriffe mehr pro Partie (etwa 13 Prozent) als Magdeburg, das in dieser Statistik nur auf Platz 13 liegt.
Um die Angriffsleistungen fair zu vergleichen, kann man ausrechnen, wie viele Tore ein Team bei der gleichen Anzahl an Angriffen erzielen würde – hier beispielhaft bei 50 Angriffen. Das entspricht ungefähr einem typischen HBL-Spiel. Rechnet man so, liegt das Team von Bennet Wiegert an der Spitze: Magdeburg käme auf 32,1 Tore pro 50 Angriffe und wäre damit klar vor Flensburg (30,9).
Warum sind diese Werte so stark? Zum einen verliert Magdeburg extrem selten den Ball. Mit 6,5 Ballverlusten pro 50 Angriffe liegen sie hier ligaweit auf Platz zwei hinter Kiel (6,1). Zum anderen überzeugt wie so oft ihre hervorragende Wurfquote: 70,2 Prozent, der beste Wert der gesamten Liga. Besonders herausragend: Omar Ingi Magnusson. Er trifft 76,6 Prozent seiner Würfe und hat damit die beste Quote aller Spieler mit mindestens 90 Würfen sowie aller Rückraumspieler mit mindestens 40 Würfen.

Magdeburg überzeugt jedoch nicht nur im Angriff, sondern auch in der Abwehr. Mit 26,0 Gegentoren pro 50 Angriffe stellt der SCM die zweitbeste Defensive der Liga – knapp hinter Flensburg. In den letzten fünf Spielen war Magdeburg sogar noch stärker und ließ nur 23,8 Gegentore pro 50 Angriffe zu. Damit liegt der SCM in diesem Zeitraum ligaweit auf Platz eins.
Ein wichtiger Grund für diese starken Defensivwerte ist die Leistung der Torhüter. Mit einer Paradenquote von 31,6 Prozent hat Magdeburg den besten Wert der gesamten Liga. Sergey Hernández hält dabei 32,8 Prozent der Würfe auf sein Tor und liegt damit, unter allen Torhütern mit mindestens 100 Würfen, nur knapp hinter dem Berliner Lasse Ludwig (33,8 Prozent).
Ist der SC Magdeburg sogar besser als in den letzten Jahren?
Es bleibt natürlich die Frage, ob sie die herausragende offensive Form über die gesamte Saison konservieren können. Doch mit 32,1 Toren pro 50 Ballbesitzen sind sie aktuell sogar auf dem Weg, die beste Offensive aller Zeiten zu stellen. Den bisherigen Rekord stellten sie mit 31,8 in ihrer letzten Meister-Saison 2023/24 auf.

Dazu sind sie mit Blick auf die Wurfquote (70,2 Prozent) auf dem Weg, das dritte Team aller Zeiten zu werden, das die magische 70-Prozent-Hürde überspringt. Dies gelang bisher nur den SCM 2023/24 (71,6 Prozent) sowie den Füchsen Berlin in der vergangenen Saison (71,2 Prozent). Der auf Isolationen und Abschlüsse aus der Nahdistanz ausgerichtete Angriff des Teams von Bennet Wiegert ist also weiterhin der erfolgsversprechendste Ansatz im Angriff.
Auch defensiv gehört der SCM aktuell zu den stärksten Teams der letzten Jahre. Mit 26,0 Gegentoren pro 50 Angriffe liegen sie auf Platz 13 der besten Abwehrleistungen seit der Saison 2020/21 (erst seitdem gibt es die nötigen Daten). In ihren beiden Meisterjahren waren sie mit 25,8 (2023/24) und 25,9 (2021/22) noch ein kleines Stück besser.
Dabei muss jedoch auch beachtet werden, dass der Handball in der Zeit deutlich effizienter geworden ist. Während 2020/21 ligaweit noch 27,4 Tore pro 50 Ballbesitze erzielt wurden, sind es in der aktuellen Saison 28,4. Sieht man die Werte im Vergleich zum jeweiligen Ligadurchschnitt, kassiert der SCM aktuell 2,4 Gegentore pro 50 Angriffe weniger als ein durchschnittliches Team. Das ist der drittbeste Wert seit 2020/21. Damit sind sie sogar besser als in ihren beiden Meisterjahren (2021/22: 1,2; 2023/24: 1,9).
Im Angriff liegen sie dagegen leicht hinter ihren Meisterjahren zurück. Momentan erzielt Magdeburg 3,7 Tore pro 50 Angriffe mehr als der Ligadurchschnitt. Das ist der sechstbeste Wert seit 2020/21. In den Saisons 2023/24 (4,1) und 2021/22 (3,9) waren sie hier noch stärker und belegten Platz zwei und drei der Bestenliste. Nur der THW Kiel 2020/21 liegt mit ebenfalls 4,1, aber minimal besseren Nachkommastellen, noch davor.
Auch bei den Torhütern zeigt der Vergleich der letzten Jahre ein klares Bild. Mit einer Paradenquote von 31,6 Prozent liegt Magdeburg aktuell auf Platz acht aller Teamwerte seit 2020/21. Das ist nur minimal schlechter als in der Vorsaison (31,8) und deutlich besser als 2021/22 (28,0). Damals wurde der SCM sogar Meister, obwohl die Torhüter „nur“ Durchschnittsniveau hatten.
Ist es wirklich so wahrscheinlich, dass der SC Magdeburg Meister wird?
Die Daten sprechen aktuell also eindeutig für den SCM, stellen aber natürlich nur eine Momentaufnahme dar und die Saison ist noch lang. Das zeigen auch die Daten der vergangenen Jahre. In den 33 Spielzeiten der DAIKIN HBL mit mindestens 30 Spieltagen (ohne Play-offs) wurde zwar in 24 Fällen das Team Meister, das auch nach 12 Spielen an der Tabellenspitze stand. Lag der Vorsprung wie jetzt jedoch bereits bei drei oder mehr Minuspunkten, wurde der Tabellenführer in zwei von fünf Fällen später nicht Deutscher Meister. Die Datenbasis dafür ist zwar sehr klein, zeigt aber: In einer langen Saison kann noch viel passieren.
Ein Blick auf die bereits genannten Bestenlisten zeigt außerdem klare Muster. Seit 2020/21 wurde die Mannschaft mit dem besten Angriff nur in 2022/23 nicht Deutscher Meister. Damals lag Kiel mit 29,6 Toren pro 50 Angriffe hinter Magdeburg, das 30,6 erzielte. Bei der besten Defensive landete dreimal der spätere Meister auf Platz eins. 2021/22 und 2024/25 reichte es für Magdeburg bzw. die Füchse Berlin „nur“ für Rang drei. Auffällig ist: Um Meister zu werden, musste ein Team immer entweder die beste Offensive oder die beste Defensive gestellt haben.
Auch das spricht also klar für den SC Magdeburg. vorausgesetzt, sie können dieses Niveau im weiteren Saisonverlauf halten.
Mehr von Datenanalyst Julian Rux findet ihr auf Handballytics.de. Dort gibt seine neusten Artikel, in denen er aus neuen, datenbasierten Blickwinkeln alle möglichen Themen rund um den Handball analysiert. Ihr findet ihn auch auf Instagram, Bluesky, Threads und den WhatsApp-Kanälen.













