DHB-Team vor der Heim-EM: Doppelte Standortbestimmung im hohen Norden

In einer Woche startet die erste Männer-Handball-Europameisterschaft auf deutschem Boden – die Vorfreude ist riesig und der Kartenvorverkauf boomt! Und die deutsche Nationalmannschaft? Die hat gerade Teil zwei der finalen Vorbereitung auf das Heimturnier begonnen. Nach zweieinhalb Tagen Lehrgang „zwischen den Jahren“ in Frankfurt hat Bundestrainer Alfred Gislason seinen nun 18-köpfigen Kader am Neujahrstag in Brunsbüttel zusammen. Dort ist die Basis für die beiden finalen Test-Länderspiele gegen Portugal am 4. Januar (16 Uhr) in Flensburg und 6. Januar (18 Uhr) in Kiel (beide live in der ARD und auf sportschau.de).
Und dann geht die Reise weiter nach Köln, wo sich die Mannschaft auf den großen Startschuss mit dem Weltrekordspiel gegen die Schweiz im Düsseldorfer Fußball-Stadion am 10. Januar vorbereitet. „Die zweieinhalb Trainingstage in Frankfurt waren gewinnbringend, ohne den Alltagsdruck konnten die Spieler nur an die EM denken – und man hat bei allen die Riesen-Vorfreude bemerkt“, sagte DHB-Vorstand Axel Kromer.
Eine schlechte Nachricht mussten Kromer und Bundestrainer Alfred Gislason aber auch verkünden: Recken-Rückraumspieler Marian Michalczik wird die beiden Tests und die EM verpassen. Der 26-Jährige zog sich im Training eine Muskelverletzung am Bein zu. „Wir hatten uns viel erhofft vom Burgdorfer Block mit Marian Michalczik und Justus Fischer als Alternative zu Julian Köster und Johannes Golla. Aber wir werden das intern lösen“, sagte Gislason. Eine Nachnominierung wird es vorerst nicht geben, die DHB-Auswahl bereitet sich nun mit 18 statt 19 Spielern auf die EM vor. Trotz dieses Ausfalls war auch Gislason „sehr zufrieden“ mit dem aktuellen Stand der Vorbereitung. „Die Jungs haben super gearbeitet, die Vorfreude auf die EM ist gestiegen.“
Für einen Spieler wird der erste Test indes etwas ganz Besonderes werden, denn immer wieder gegen Portugal gibt es Premieren für Johannes Golla: Am 5. November 2021 führte der Kreisläufer in Luxemburg erstmals die DHB-Auswahl als Kapitän aufs Feld – gegen Portugal. Und erneut sind die Portugiesen der Gegner bei Gollas erstem Länderspiel in der „heimischen“ Campus-Arena am Donnerstag. In Flensburg traf Deutschland zuletzt 2015 im Super Cup auf Brasilien. Das letzte Länderspiel einer DHB-Nationalmannschaft in der Kieler Wunderino-Arena war das WM-Play-off gegen die Färöer-Inseln, das am 13. April 2022 mit einem deutlichen 34:26-Erfolg endete. Ein gutes Omen für die Heim-EM ist sicherlich, dass auch vor der Heim-WM 2019 der finale Test der deutschen Mannschaft in Kiel stattfand, das 28:13 gegen Argentinien sorgte für Rückenwind, am Ende erreichte die DHB-Auswahl das Halbfinale – und das ist auch dieses Mal das Wunschziel.
Zunächst aber geht es zur Standortbestimmung gegen Portugal. Neun der zehn letzten Partien gegen Deutschland hatten die Portugiesen verloren, aber beim einzigen Sieg waren sie so etwas wie der Party-Crasher. Es war das letzte Aufeinandertreffen Anfang November 2021, ausgerechnet im Hauptspiel beim Tag des Handballs in Düsseldorf. Vor über 5000 Fans gewannen die Portugiesen 32:30. Das letzte Pflichtspiel bestritten beide Teams im Fußballstadion von Stockholm Ende Januar 2020 mit dem EM-Platzierungsspiel um Rang fünf. Im letzten Länderspiel von Christian Prokop als Bundestrainer gewann Deutschland mit 29:27.
Schon da war Portugal von der grauen Maus des europäischen Handballs zu einem ernstzunehmenden Gegner geworden – als EM-Sechster 2020, WM-Zehnter 2021 und mit der Olympiateilnahme in Tokio, dann folgte bei der EM 2022 der Absturz auf Rang 19. Bei der WM 2023 wurde es mit Rang 13 wieder etwas besser. „Portugal ist ein idealer Gegner für uns, eine gute Mannschaft, die schnell spielen kann und zudem mit ihrem Sieben-gegen-Sechs Aufgaben für unsere Abwehr stellen wird“, sagt Gislason, der ankündigte, dass zwei Spieler aus dem 18er Kader aussetzen werden.
Foto: Klahn