HBL
ÜberZahl – Die Zahlenkolumne: Die ersten Trends der Saison vor dem Duell Meister gegen Rekordmeister

Am dritten Spieltag der neuen Saison der DAIKIN HBL kommt es mit dem Aufeinandertreffen des amtierenden Meisters SC Magdeburg und des Rekordmeisters schon früh in der Saison zu einem absoluten Topspiel. In der neuen Ausgabe von „ÜberZahl“ analysiert Datenanalyst Julian Rux, was die ersten Trends der neuen Saison für das Spitzenspiel bedeuten.
Zum 66. Mal treffen am Sonntag (18 Uhr live bei Dyn) der SC Magdeburg und der THW Kiel in der “stärksten Liga der Welt” aufeinander. 21 Mal, also in 32,3 % der Spiele, setzte sich der SCM durch. 37 Mal (58,9 %) gingen die Zebras siegreich aus der Halle.
Bei Heimspielen der Magdeburger ist hingegen der Heimvorteil klar zu erkennen. In 33 Spielen in der Hauptstadt Sachsen-Anhalts setzte sich 17 Mal der Gastgeber durch (51,5 %). Kiel durfte als Gast 12 Mal (36,4 %) jubeln.
Abgesehen davon, dass der Heimvorteil natürlich immer eine Rolle spielt, erlauben diese Zahlen aus der teilweise fernen Vergangenheit natürlich wenig Rückschlüsse auf das Topspiel am Sonntag. Daten aus der aktuellen Saison sind aufgrund der erst zwei absolvierten Spiele allerdings auch noch nicht sonderlich aussagekräftig. Doch trotzdem liefern sie in Kombination mit dem Vorjahr erste Anhaltspunkte darauf, was sich bei den beiden Top-Teams verändert hat und was dies für das Topspiel bedeuten könnte.
Die ersten Trends ähneln nur im Angriff der Vorsaison
In der vergangenen Saison stellte der Meister aus Magdeburg bekanntlich den besten Angriff der Liga mit überragenden 31,8 Toren pro 50 Ballbesitze inklusive der besten Wurfquote aller Zeiten mit 71,6 %. Ähnlich legten sie auch in der aktuellen Saison los, wo sie mit 33,5 Toren pro 50 Ballbesitzen den bisher zweitbesten Angriff hinter der SG Flensburg-Handewitt stellen.
Der THW Kiel stellte mit 29,1 Toren pro 50 Ballbesitze die viertbeste Offensive der vergangenen Saison. Besonders bei der Wurfquote hatte der THW jedoch Probleme. Mit 63,6 % waren sie ganze acht Prozentpunkte schlechter als das Team von Bennet Wiegert. Die Quoten hängen auch mit dem Spielstil der Mannschaften zusammen. Aus durchschnittlich 6,9 Metern warf der THW im Positionsangriff, was der dritthöchste Wert der Liga war. Beim SCM waren es lediglich 6,2 Meter, der geringste Wert. Beides war auch in den beiden direkten Aufeinandertreffen entscheidend. Der SCM warf durchschnittlich aus einer um 0,9 Metern geringeren Distanz und hatte eine um 18,2 Prozentpunkte bessere Wurfquote.
Auch hier ist der Trend der neuen Saison 2024/25 der Vorsaison sehr ähnlich. Mit durchschnittlich 7,1 Metern wirft das Team von Filip Jicha bisher aus der durchschnittlich drittgrößten Distanz, während der SCM mit 6,2 Metern den drittgeringsten Wert hat. Mit 27,0 Toren pro 50 Ballbesitze und einer Wurfquote von 59,4 % sind die Zebras auch noch deutlich unter den Vorjahreswerten.
Die Magdeburger stellten in der vergangenen Spielzeit auch die beste Verteidigung mit lediglich 25,8 Gegentoren pro 50 Ballbesitzen. Dies lag zum Großteil an ihren herausragenden Torhütern. Sergey Hernández, Nikola Portner und Mikael Aggefors kamen gemeinsam auf eine Paradenquote von 31,8 %, Bestwert der vergangenen Saison. Daran können sie in der aktuellen Spielzeit mit 30,8 %, was im Ligavergleich der achtbeste Wert ist, genauso wie bei der gesamten Defensive (26,7 Gegentore pro 50 Ballbesitze, Rang 7) noch nicht ganz anknüpfen.
Kiel kommt hingegen mit 34,1 % gehaltenen Bällen auf den momentan drittbesten Wert der Liga, was eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu 28,0 % (Rang 9) in der Vorsaison ist. Insgesamt befinden sich die Norddeutschen mit 25,5 Gegentoren pro 50 Ballbesitze auch auf einem leicht besseren Niveau als der SCM und als sie selbst im Vorjahr (26,4, Rang drei).
Veränderte offensive Verantwortung
Die Verbesserungen bei den Defensiv-Zahlen und insbesondere bei den Torhüter-Werten hängen natürlich eng mit Andreas Wolff, dem Superstar-Neuzugang der Kieler, zusammen. 34,6 % der Würfe auf sein Tor parierte der Neuzugang aus Kielce in den ersten beiden Spielen, bei den Siebenmetern waren es sogar zwei von fünf.
Dass die Trends der Angriffszahlen hingegen dem Vorjahr ähneln, ist da deutlich überraschender. Denn durch Verletzungen und Spielerwechsel sind die Rollen im Angriff bei beiden Teams bisher deutlich anders verteilt. Alles bestimmender Spieler im Angriff des THW ist Neuzugang Emil Madsen. Der Däne ist verantwortlich für das Ende von 23,7 % der Angriffe des Rekordmeisters durch einen Feldwurf, Ballverlust oder herausgeholten Siebenmeter. Ligaweit liegt er damit auf dem vierten Rang.
Vergangene Saison führte das teaminterne Ranking noch Eric Johansson mit 15,4 % an. Mit einer leichten Steigerung auf 16,9 % liegt er aktuell auf Rang zwei hinter Madsen. Die drei nächstplatzierten aus der vergangenen Saison, Elias Ellefsen á Skipagøtu (11,5 %), Nikola Bilyk (11,2 %) und Harald Reinkind (10,3 %) fielen bislang verletzt aus.
Besonders Altstar Domagoj Duvnjak musste deshalb bisher in die Bresche Springen und zeichnet sich bisher mit 15,3 % für die drittmeisten beendeten Angriffe verantwortlich. Dies sind 9,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, die sechstgrößte Veränderung aller Spieler der DAIKIN HBL.
Beim SCM kommen zwei Spieler auf noch höhere Veränderungen als Duvnjak. In den ersten beiden Spielen der Saison lag Philipp Webers offensive Verantwortung bei 17,3 %, was 12,3 Prozentpunkte mehr als in der Vorsaison ist. Doch auch Weber verletzte sich am Sonntag gegen Hamburg und droht gegen Kiel auszufallen.
Noch deutlicher ist die Veränderung bei Gísli Kristjánsson. Der Spielmacher war in der vergangenen Saison nur für 8,3 % der beendeten Angriffe (in den Spielen, in denen er im Kader war) verantwortlich (nach 18,8 % 2022/23). Nach seiner langen Verletzungspause wurde er erst wieder langsam herangeführt, viel lief im Angriff über Felix Claar. Mit 17,9 % war der Schwede auch der Magdeburger mit der höchsten offensiven Verantwortung.
Auch Claar wird verletzungsbedingt gegen Kiel nicht im Kader stehen und Janus Daði Smárason, der in der vergangenen Saison mit 10,4 % den viertgrößten Einfluss der Magdeburger Offensive hatte, hat den Verein bekanntlich verlassen. Der Fokus auf Kristjánsson wird also wieder groß sein.
Auf Neuzugang Manuel Zehnder dürfte aufgrund der Ausfälle ebenfalls eine wichtigere Rolle im Rückraum des Titelverteidigers zukommen. Beim ThSV Eisenach hatte er in der vergangenen Saison nach Mathias Gidsel die ligaweit zweithöchste offensive Verantwortung (24,3 %). In der aktuellen Spielzeit kommt er bisher nur auf 7,7 %.
Fehlstartgefahr?
Da Kiel bereits am ersten Spieltag gegen die Rhein-Neckar Löwen eine Niederlage einstecken musste, ist der Druck beim Rekordmeister natürlich groß. Denn eine Mannschaft mit zwei Niederlagen in den ersten drei Spielen wurde in 58 Spielzeiten der DAIKIN HBL nur zwei Mal Deutscher Meister. 1980/81 gelang dies dem TV Großwallstadt und 1984/85 dem VfL Gummersbach.
24 von 460 Teams (5,2 %) schafften es nach zwei oder weniger Punkten noch in die Top vier. Zuletzt gelang dies dem HSV Hamburg, der 2013/14 Vierter wurde.
Das alles macht die Aufgabe für die Zebras, den seit 28 Spielen in der GETEC-Arena ungeschlagenen SC Magdeburg zu besiegen, alles andere als einfacher. Dass es am 18.11.2022 jedoch der THW Kiel war, der letztmals in Magdeburg gewinnen konnte, sollte den Kielern Hoffnung geben. Das Spiel SC Magdeburg gegen den THW Kiel gibt es am Sonntag um 18 Uhr live bei Dyn zu sehen.
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