
Nächste Station für Mahé: Beim HSV Hamburg, wo er unter anderem Mannschaftskollege vom langjährigen Nationaltorwart Johannes Bitter war – und der erinnert sich in der HBL-Dokumentation „Never Stop“ an die Anfänge mit dem französischen Neuzugang: „Du wusstest nie, was kommt. Kommt er pünktlich? Kommt er nicht pünktlich? Er war immer für irgendeine verrückte Sache auf dem Feld zu haben. Und er hat der Mannschaft schon auch in seinen frühen Jahren immer so ein bisschen was Besonderes gegeben.“ Und in seiner Zeit in Hamburg wurde Mahé zum Stammspieler im französischen Nationalteam, mit dem er bei der WM 2015 sein erstes großes Turnier bestritt und gleich Weltmeister wurde. „Hamburg war auf jeden Fall eine sehr, sehr wichtige Etappe und eine sehr wichtige Zeit in meiner Karriere. Aber da hatte ich noch nicht die Reife, auch zum Beispiel taktisch gesehen. Die habe ich dann auf jeden Fall in Flensburg und in Veszprem entwickelt und auch das Verständnis fürs Spiel.“
Der bisherige Karriere-Höhepunkt ist der Olympiasieg in Tokio 2021: „Diese Goldmedaille, die nimmt einem keiner weg. Es gibt Tage, da wacht man auf und hat eigentlich einen schlechten Tag oder gerade irgendwie drei schlechte Spiele gehabt. Oder man ist unzufrieden mit der Leistung und da stehst du auf und sagst: „Warte mal, ich bin ja Olympiasieger. Also kann eigentlich nichts mehr passieren.‘“ Ein Olympiasieg ist das Größte, was man im Leistungssport erreichen kann – das konnte Jörg Bohrmann in seiner Zeit als Mahés Jugendtrainer nicht erahnen, aber er hat ihm einiges dafür mit auf den Weg gegeben: „Leistungssport ist prägend und formt dich viel schneller als Mensch, auch neben dem Sport. Darum sage ich immer: Wenn du die Chance hast, Leistungssport zu betreiben, dann mach es! Tue es! Und mit voller Hingabe, weil es dir auch in anderen Dingen des Lebens später hilft. Kentin Mahé ist jetzt ein toller Papa und hat eine tolle Frau und das ist schön zu sehen.“
Jetzt sehen sich Ex-Trainer und Schützling quasi täglich, denn seit dem Sommer 2024 spielt Mahé wieder beim VfL Gummersbach. „Wir sind absolut glücklich hier, näher bei unseren Familien, unsere Tochter wurde hier im Sommer eingeschult“, sagt der 33-Jährige, der nur wenige Kilometer von Gummersbach entfernt, in der Kölner LANXESS arena, am 28. Januar erstmals Europameister mit dem französischen Nationalteam wurde.
Beim VfL ist er – erstmals in seiner Karriere – der älteste Spieler im Team. „Kentin soll seine internationale Erfahrung natürlich an unsere Jungs weitergeben. Denn es geht darum, hier in Gummersbach diesen Aufschwung mitzunehmen und dafür zu sorgen, dass der Verein noch erfolgreicher ist, als er das jetzt ist“, sagt VfL-Boss Schindler. Das hat der Neuzugang verstanden und aufgesogen: „Die Region brennt, der Verein brennt. Die Halle ist beinahe immer voll. Ich möchte meine Erfahrung mit einbringen und nicht nur einfach mitlaufen, sondern auch wirklich etwas bewirken.“
Bei all‘ dem, was er bisher schon erreicht hat, vergisst Kentin Mahé aber nie seine Wurzeln, und das, was ihn als junger Mensch antrieb: „Ich wollte meinem Vater unbedingt nacheifern und Weltmeister werden. Das habe ich schon so mit fünf, sechs Jahren gesagt.“ Und der ist froh, dass sein Sohn den Weg des Vaters eingeschlagen hat: „Ich bin stolz auf seinen Weg und seine Leistungen. Wir sind stolz zu sehen, wo er heute steht. Besonders stolz sind wir, weil wir weltweit die einzigen Väter und Söhne sind, die Olympiamedaillen und Weltmeistertitel gewonnen haben.“
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Fotos: Klahn, VfL Gummersbach, TSV Hannover-Burgdorf