HBL
Deutsche Nationalmannschaft geht mit Optimismus in die WM 2025

Die Generalprobe der DHB-Auswahl in Hamburg gegen die brasilianische Nationalmannschaft für die WM 2025 ist geglückt. Deutschland tat sich lange Zeit schwer, doch mit einer überragenden Schlussphase (8:3 Lauf) drehte das DHB-Team die Partie und gewann 28:26. Das erste WM-Gruppenspiel wird das deutsche Team am Mittwoch, den 15. Januar, gegen polnische Nationalmannschaft bestreiten. Danach folgen für das Team von Alfred Gislason die Spiele gegen die Nationalmannschaften aus der Schweiz und aus Tschechien.
In beiden Partien gegen Brasilien war die deutsche Mannschaft vor der Pause weit von der Normalform entfernt – in Flensburg drehte Deutschland die Partie gleich nach dem Seitenwechsel, in Hamburg dauerte es 45 Minuten, bis der Rhythmus gefunden wurde. Es fehlte lange Zeit an Präzision, Abstimmung und Chancenverwertung. Die letzte „Generalproben-Niederlage“ hatte es vor 13 Jahren mit einem 21:22 in Magdeburg gegen Ungarn gegeben.
„Ich bin sehr stolz und erleichtert, dass es am Ende noch geklappt hat, auch dank der tollen Unterstützung von den Fans und trotz unseres holprigen Spiels. Es war wichtig, dass wir das Ruder noch rumreißen konnten, auch wenn nicht alles gut lief. Der Erfolg gibt uns ein gutes Gefühl, aber nichtsdestotrotz wissen wir, dass wir mit einer solchen Leistung bei der WM nicht sehr weit kommen. Das Spiel sollte uns eine Warnung sein“, sagte Kapitän Johannes Golla nach dem Zittersieg in Hamburg.
Mit Blick auf die unangenehme Vorrundengruppe im dänischen Herning sieht der Flensburger noch Steigerungsbedarf: „Bis zur WM müssen wir auf jeden Fall an unserer Chancenverwertung und den technischen Fehlern arbeiten, zudem müssen wir aus der Abwehr schneller ins Tempospiel kommen. Wenn wir das schaffen, sind wir auf einem guten Weg. Wir wissen, dass wir besser spielen können als gegen Brasilien, daher hoffen wir bei der WM aufs Viertelfinale, müssen aber erst einmal unsere Hausaufgaben in der Vorrunde machen, dann schauen wir, was das Turnier für uns bereithält.“

Am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) geht es zunächst gegen Polen, weitere deutsche Gegner in der Vorrundengruppe A sind die Schweiz (17. Januar/20.30 Uhr/ZDF) und Tschechien (19. Januar/18.00 Uhr/ARD). Die ersten drei Mannschaften erreichen die Hauptrunde, die das deutsche Team ebenfalls in der Jyske Bank Boxen in Herning absolvieren würde – und wo es dann zu einer Neuauflage des Olympiafinales gegen Gastgeber Dänemark kommen könnte.
Gleich nach dem zweiten Sieg gegen Brasilien legte sich Bundestrainer Alfred Gislason auf die 17 Spieler fest, die am Montag zur WM reisen werden – aus dem Kader der Brasilien-Spiele strich der Isländer Torwart Joel Birlehm (TSV Hannover-Burgdorf) und Kreisläufer Tim Zechel (SC Magdeburg). Nur vier Spieler aus dem aktuellen WM-Kader haben mehr als eine Weltmeisterschaft absolviert – an der Spitze liegt Torwart Andreas Wolff, der seine fünfte WM bestreitet, vor Johannes Golla, Rune Dahmke, Juri Knorr und Lukas Stutzke, die jeweils das dritte Mal bei einer WM dabei sind. Insgesamt haben zehn Spieler WM-Erfahrung. WM-Debütanten im 17-köpfigen Kader von Bundestrainer Alfred Gislason sind Torwart David Späth sowie die Feldspieler Timo Kastening, Nils Lichtlein, Renars Uscins, Franz Semper, Marko Grgic und Justus Fischer. Elf Vereine aus der DAIKIN Handball-Bundesliga stellen die 17 deutschen WM-Fahrer – drei kommen jeweils von der TSV Hannover-Burgdorf und dem THW Kiel, zwei vom SC DHfK Leipzig und den Rhein-Neckar Löwen, je ein Spieler vom VfL Gummersbach, dem ThSV Eisenach, den Füchsen Berlin, der MT Melsungen, dem SC Magdeburg, dem HC Erlangen und der SG Flensburg-Handewitt.
„Wir müssen uns in allen Bereichen deutlich verbessern. Die Chancenverwertung war weit unter unserem Niveau in beiden Spielen, und in der Abwehr ging es hoch und runter“, lautete Gislasons Bilanz: „Ich habe sehr selten in meiner Karriere ein Spiel gewonnen, wenn man 20 klare Chancen verwirft. Es war nicht das, was wir spielen wollten. Aber ein Riesen-Kompliment an die Mannschaft, wie sie sich wieder reingearbeitet hat. Der Charakter der Mannschaft, dieses schlechte Spiel in der letzten Viertelstunde noch umzubiegen, war schon sehr positiv“, sagte der Bundestrainer mit Blick auf den zweiten Test in Hamburg.
Das sieht Spielmacher Juri Knorr ähnlich: „Man hat gesehen, dass wir weiter dazulernen müssen und dafür ist die Mannschaft bereit. Es ist wieder ein neues Turnier und wir brauchen wieder einen neuen Flow für das ganz große Ziel, ins Halbfinale oder in die Medaillenränge zu kommen. Da wissen wir, was auf uns zukommt und was wir können und was wir nicht können.“ Die DHB-Auswahl wartet seit Gold beim Wintermärchen 2007 auf eine WM-Medaille, 2019 war man als Halbfinalist des Heimturniers nah dran, landete am Ende aber auf dem undankbaren vierten Platz.

Dass die aktuelle Mannschaft gewillt ist, um Edelmetall zu kämpfen, unterstrich auch Luca Witzke: „Wir haben eine harte Vorrundengruppe, die wir natürlich als Sieger beenden wollen, dann ist vieles möglich. Wir wollen was Zählbares mitnehmen, wir wollen ins Halbfinale – aber dafür müssen wir uns noch deutlich steigern. Kleinigkeiten werden die Spiele entscheiden. Wir müssen bei der WM im Gegensatz zu den Testspielen gleich von Anfang an die Konzentration hochhalten, speziell im Angriff – aber auch aggressiver in der Abwehr stehen und unseren Torhütern mehr helfen, der Rest ist Einspielen.“
Linksaußen Lukas Mertens vom SC Magdeburg geht ebenfalls mit einem positiven Gefühl in die WM: „Das Auftaktspiel gegen Polen wird ein hartes Stück Arbeit, aber ich bin mir sicher, dass bei der WM einiges drin sein wird. Ich habe Bock, die WM kann kommen. Unser Vorteil ist, dass wir 17 gestandene Bundesligaprofis sind, wir können ohne Qualitätsverlust rotieren.“
Derweil hat das DHB-Präsidium einstimmig eine neue Prämienregelung für die Männer-Nationalmannschaft beschlossen. Im Falle des WM-Titels winkt dem Team eine Prämie in Höhe von 475.000 Euro. Diese erhöht sich auf maximal 500.000 Euro, falls mehr als 19 Spieler eingesetzt werden. Silber wäre mit einer Prämie von 350.000 Euro verbunden, Bronze mit 250.000 Euro und Platz vier mit 125.000 Euro. Der Einzug in Viertelfinale brächte 60.000 Euro.
Fotos: Klahn